Station: [12] Das Triclinium (Speisezimmer)


Valeria: Du hast Recht, Quintus! Lass´ uns jetzt lieber weitergehen! Wir haben schon die 9. Stunde. Die Gäste kommen bald! Die „cena“, also das festliche Abendessen, beginnt gleich und da stören wir hier die Sklaven nur bei ihren Vorbereitungen.

Quintus: Halt, Valeria, warte! Lass´ uns doch heimlich ins Triclinium, ins Speisezimmer, gehen und schauen, was da gerade los ist! Es ist gleich hier vorne. Wir müssen nur aufpassen, dass uns unser Vater nicht abfängt. Denn er arbeitet gerne und oft hier im Durchgang mit Blick auf das Atrium. Das ist sozusagen sein Arbeitszimmer. Wenn er die Vorhänge zuzieht, ist das ein deutliches Signal für uns: Dann will er nicht gestört werden und wir müssen absolut leise sein!! Da versteht er überhaupt keinen Spaß!

Valeria: Ja, lass´ uns am Triclinium vorbeigehen. Das ist eine gute Idee! Ich finde es sowieso doof, dass wir Kinder nicht dabei sein dürfen und nur unser Vater und die Gäste dort essen. Dabei gibt es beim Gastmahl immer die leckersten Speisen. Musiker und Tänzerinnen treten auf und die Klinen, also die Liegen, sehen so gemütlich aus! Schau, hier vorne links kannst du einen Blick in unser Winterspeisezimmer werfen: Immer drei Gäste teilen sich eine Liege und unsere Sklaven erfüllen ihnen alle Wünsche. Das ist einfach toll!

Quintus: Du hast recht, bei dieser Gelegenheit wird an nichts gespart! Das teure Geschirr, die terra sigillata mit den schönen Figuren und Ornamenten, wird vor allem bei der Cena verwendet. Der Ablauf gleicht einer Theatervorstellung. Jedes Mal, wenn die Sklaven mit neuen Speisen hereinkommen, klatschen die Gäste und bewundern den Einfallsreichtum des Hausherrn.

Valeria: Naja, unser Vater ist ja auch sehr reich und lässt die ungewöhnlichsten Gerichte auftischen. Erinnerst du dich noch daran, was es vor zwei Tagen zur Cena gab?

Quintus: Und ob! Zuerst gewürzte Seeigel, dann Schweineeuter in Fischsauce und Thunfisch mit einer Honignussfüllung. Als Nachtisch konnte man zwischen Birnenkuchen, Datteln oder Feigen wählen!

Valeria: Schau! Da kommt unsere Sklavin Damaris, sie bereitet gerade das Fußbad für die Gäste vor. Zum Glück muss ich ihnen nicht die Füße waschen, das ist manchmal schon ziemlich eklig, wenn ich daran denke, wie viel Dreck auf der Straße liegt! Manche Leute leeren sogar ihren Nachttopf aus dem Fenster! Igitt! Ihr guten Götter! Zum Glück kommt das aber nicht so häufig vor, denn das ist eigentlich verboten und wird bestraft, wenn herauskommt, wer der Übeltäter war. Bei uns im Haus wird zum Glück großen Wert auf Reinlichkeit gelegt. 

Quintus: Genau so ist es: Zwischen den einzelnen Gängen muss Damaris zusammen mit unserem Sklaven Titus den Gästen Wasserschalen und mit Parfüm getränkte Handtücher reichen, damit sie sich die Hände reinigen können. Denn schließlich wird nur mit den Fingern gegessen.

Valeria: Und denk nur daran, wie es im Triclinium nach dem Essen aussieht. Alle Tischabfälle werden einfach auf den Boden geworfen. Einmal habe ich das Speisezimmer am Morgen nach einer Cena  gesehen, das war vielleicht eine Unordnung.  

Quintus: Ich wundere mich immer nur, dass den Leuten beim Essen nicht irgendwann die Schulter wehtut, schließlich isst man ja mit der rechten Hand und stützt sich die ganze Zeit mit dem linken Unterarm ab. So manche Cena dauert sieben Stunden lang. Ich werde morgen einmal unseren Vater danach fragen. Wenn es einer weiß, dann er.

Valeria: Komm Quintus, wir verschwinden lieber! Am Ende sieht uns noch Xanthippus! Und du weißt: Er hat immer eine Aufgabe für uns! Lass uns lieber in den 1. Stock gehen. Dort sind auch unsere Spielsachen!

Quintus: Du hast recht, ich komme. Dann nehmen wir am besten gleich hier links die Treppe, steigen einige Stufen empor und schon sind wir da!