Straßenszenen in Steinzeug 21.1.-2.7.2023 Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forums Gestaltung e.V. / Wewerka Archiv in Magdeburg und des Keramikmuseums Westerwald in Kooperation mit der Ernst Barlach Stiftung in Güstrow. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Werkverzeichnis erschienen. Hans Wewerka (1888-1915) war bereits zu Lebzeiten eine Ausnahmeerscheinung im Bereich der künstlerischen Keramik. Der Sohn böhmischer Einwanderer eroberte sich als Fachschüler in Höhr das für die Westerwälder Keramik eher untypische Terrain der figürlichen Plastik. Orientierte man sich im Kannenbäckerland auf die Herstellung ästhetisch anspruchsvoller Gebrauchsware, konzentrierte sich Wewerka auf figürliche Darstellungen. Traditionell grau-blau oder im wiederentdeckten kölnisch-braun ausgeführt, zeigen seine in Serie hergestellten Kleinplastiken die fließende Formensprache des Jugendstils. Figuren des niederländischen Künstlers Joseph Mendes da Costa (1863-1939) in der Sammlung der Fachschule inspirierten Hans Wewerka nachweislich. Ernst Barlach (1870-1938), der 1904/1905 in Höhr unterrichtete, war sicherlich ein weiterer Impulsgeber. Bei Rudolf Bosselt (1871-1938), der um 1903 mit der Westerwälder Steinzeugindustrie kooperierte, setzte er sein Studium in Düsseldorf fort. 1911 zogen beiden nach Magdeburg, wo Bosselt Direktor der Kunstgewerbeschule wurde und Wewerka die Klasse für Bildhauer und Modelleure leitete. In wenigen Jahren schuf er zahlreiche Figuren, die Einblicke in das damalige soziale Milieu öffnen. Mit großer Sensibilität beobachtete er die Gesellschaft draußen: ob Klatschbasen oder Kartoffelverkäufer auf den Straßen Höhrs, den Seemann am Rhein, einen Demonstranten oder musizierenden Japaner in Düsseldorf - Wewerka schuf aus dem Leben gegriffene Bildnisse. Für seinen künstlerischen Anspruch sowie sein hohes Formbewusstsein erhielt er bereits zu Lebzeiten internationale Anerkennung. Viel zu schnell geriet sein Werk in Vergessenheit. Dem Wewerka Archiv Magdeburg und dem Keramikmuseum Westerwald war es ein großes Anliegen, diesen im Ersten Weltkrieg gefallenen Künstler aus der Versenkung zu heben und zu erforschen. Mehr als ein Jahrhundert nach seinem frühen Tod soll das Lebenswerk von Hans Wewerka nun endlich eine umfassende Würdigung erfahren. Die Ausstellung wird am Freitag, den 20. Januar 2023 um 19 Uhr von Landrat Achim Schwickert eröffnet. Museumsleiterin Dr. Nele van Wieringen hält einen Vortrag zu Wewerkas Vorbild Joseph Mendes da Costa. Es musiziert der Stipendiat der Landesstiftung Villa Musica Dmitriy Udovichenko (Violine), begleitet von Tatiana Belikova am Klavier. Bitte vormerken: 24. Februar 2023, 19 Uhr Vortrag Dr. Volker Probst, ehemaliger Leiter der Ernst Barlach Stiftung in Güstrow: Im "äußeren Gegensatz zu meiner jetzigen Welt" (Wedel 1904) - Ernst Barlach als Lehrer an der Königlichen Keramischen Fachschule in Höhr 1904/05 Bild: © Wewerka Archiv Magdeburg, Foto: Daniel Büche
20. Jan 2023 - 19:00
Lindenstraße 13
Höhr-Grenzhausen
56203
Deutschland

Aktueller Termin von "Keramikmuseum Westerwald"

Hans Wewerka Draußen

20. Jan 2023 - 19:00 – 02. Jul 2023 - 17:00
Keramikmuseum Westerwald

Straßenszenen in Steinzeug

21.1.-2.7.2023

Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forums Gestaltung e.V. / Wewerka Archiv in Magdeburg und des Keramikmuseums Westerwald in Kooperation mit der Ernst Barlach Stiftung in Güstrow. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Werkverzeichnis erschienen.

Hans Wewerka (1888-1915) war bereits zu Lebzeiten eine Ausnahmeerscheinung im Bereich der künstlerischen Keramik. Der Sohn böhmischer Einwanderer eroberte sich als Fachschüler in Höhr das für die Westerwälder Keramik eher untypische Terrain der figürlichen Plastik. Orientierte man sich im Kannenbäckerland auf die Herstellung ästhetisch anspruchsvoller Gebrauchsware, konzentrierte sich Wewerka auf figürliche Darstellungen. Traditionell grau-blau oder im wiederentdeckten kölnisch-braun ausgeführt, zeigen seine in Serie hergestellten Kleinplastiken die fließende Formensprache des Jugendstils.
Figuren des niederländischen Künstlers Joseph Mendes da Costa (1863-1939) in der Sammlung der Fachschule inspirierten Hans Wewerka nachweislich. Ernst Barlach (1870-1938), der 1904/1905 in Höhr unterrichtete, war sicherlich ein weiterer Impulsgeber. Bei Rudolf Bosselt (1871-1938), der um 1903 mit der Westerwälder Steinzeugindustrie kooperierte, setzte er sein Studium in Düsseldorf fort. 1911 zogen beiden nach Magdeburg, wo Bosselt Direktor der Kunstgewerbeschule wurde und Wewerka die Klasse für Bildhauer und Modelleure leitete.
In wenigen Jahren schuf er zahlreiche Figuren, die Einblicke in das damalige soziale Milieu öffnen. Mit großer Sensibilität beobachtete er die Gesellschaft draußen: ob Klatschbasen oder Kartoffelverkäufer auf den Straßen Höhrs, den Seemann am Rhein, einen Demonstranten oder musizierenden Japaner in Düsseldorf - Wewerka schuf aus dem Leben gegriffene Bildnisse.
Für seinen künstlerischen Anspruch sowie sein hohes Formbewusstsein erhielt er bereits zu Lebzeiten internationale Anerkennung. Viel zu schnell geriet sein Werk in Vergessenheit.
Dem Wewerka Archiv Magdeburg und dem Keramikmuseum Westerwald war es ein großes Anliegen, diesen im Ersten Weltkrieg gefallenen Künstler aus der Versenkung zu heben und zu erforschen. Mehr als ein Jahrhundert nach seinem frühen Tod soll das Lebenswerk von Hans Wewerka nun endlich eine umfassende Würdigung erfahren.

Die Ausstellung wird am Freitag, den 20. Januar 2023 um 19 Uhr von Landrat Achim Schwickert eröffnet. Museumsleiterin Dr. Nele van Wieringen hält einen Vortrag zu Wewerkas Vorbild Joseph Mendes da Costa. Es musiziert der Stipendiat der Landesstiftung Villa Musica Dmitriy Udovichenko (Violine), begleitet von Tatiana Belikova am Klavier.

Bitte vormerken:
24. Februar 2023, 19 Uhr
Vortrag Dr. Volker Probst, ehemaliger Leiter der Ernst Barlach Stiftung in Güstrow:
Im "äußeren Gegensatz zu meiner jetzigen Welt" (Wedel 1904) -
Ernst Barlach als Lehrer an der Königlichen Keramischen Fachschule in Höhr 1904/05

Bild: © Wewerka Archiv Magdeburg, Foto: Daniel Büche

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