Während der Aufklärung entdeckten Dichter und Maler den wildromantischen Voralpenraum und den Bodensee: Goethe machte hier Station, der Landschaftsmaler Joseph Anton Koch studierte die erhabenen Wunder der Alpen, die Dichter Gustav Schwab, Annette von Droste-Hülshoff und Eduard Möricke verewigten dieses alemannische Arkadien in berührenden Idyllen. Sie lobten das Licht, die schroffe Bergwelt, Klöster und Ruinen sowie die verträumte Freundlichkeit der Hirten und Seeanwohner. Gekrönte Häupter wie der badische Großherzog und der württembergische König bezogen am Bodensee ihre Sommerresidenzen.   Im frühen 19. Jahrhundert kletterten vorwiegend englische Gentlemen in die Berge des Voralpenlandes. Sie schwärmten für die steinernen Zeugen vergangener Zeiten und sprangen am Bodenseeufer vergnügt ins Schwimmbecken der ersten „Badeanstalten“. Rasch wurde die Landschaft zum Anziehungspunkt für junge Künstler, aber auch für vermögende Kurgäste, Bildungsreisende und großbürgerliche „Sommerfrischler“. Der beginnende Reiseboom benötigte Infrastruktur: Es wurden Hotelpaläste, Seebäder und Wanderhütten gebaut. Die Neuentdeckung der „regionalen Küche“ und der Weinbau machten den Aufenthalt angenehm, Dampfschiffe brachten die Touristen von Ufer zu Ufer. Hier ansässige Künstler, Lithografen und Verleger bedienten die Nachfrage nach Souvenirs: In ihren gedruckten Ansichten verbreiteten sie ein Abbild der Landschaft zwischen Säntis und Rheinfall, das romantische Vorstellungen einer biedermeierlichen Idylle tradierte – manches davon prägt bis heute die touristische Vermarktung. Die Konstanzer Sonderausstellung zeigt Spitzenwerke dieser grafischen Kunst aus Museen und privaten Sammlungen zwischen Appenzellerland, Bodensee und Rhein: Kolorierte Lithografien, Stiche und farbkräftige Gouachen die zum Lob einer untergehenden Welt wurden, während das Überkommene durch Industrialisierung und Massenverkehr bereits überrollt wurde. Frühe Andenken, einmalige Zeugnisse aus großbürgerlichen Hotelpalästen und Relikte adligen Lebens aus Schlössern der Landschaft illustrieren sowohl Umbrüche als auch das Beharrungsvermögen im langen 19. Jahrhundert. Ein Kooperationsprojekt des Rosgartenmuseums Konstanz mit den Museen Appenzell, Volkskundemuseum Stein, Landesmuseum Vorarlberg und dem Turmhof Steckborn.
29. Jun 2021 - 00:00
Rosgartenstr 3-5
Konstanz
78462
Deutschland

Aktueller Termin von "Rosgartenmuseum"

Idyllen zwischen Berg und See - Die Entdeckung von Bodensee und Voralpenraum

29. Jun 2021 - 00:00 – 03. Apr 2022 - 00:00
Rosgartenmuseum

Während der Aufklärung entdeckten Dichter und Maler den wildromantischen Voralpenraum und den Bodensee: Goethe machte hier Station, der Landschaftsmaler Joseph Anton Koch studierte die erhabenen Wunder der Alpen, die Dichter Gustav Schwab, Annette von Droste-Hülshoff und Eduard Möricke verewigten dieses alemannische Arkadien in berührenden Idyllen. Sie lobten das Licht, die schroffe Bergwelt, Klöster und Ruinen sowie die verträumte Freundlichkeit der Hirten und Seeanwohner. Gekrönte Häupter wie der badische Großherzog und der württembergische König bezogen am Bodensee ihre Sommerresidenzen.

 

Im frühen 19. Jahrhundert kletterten vorwiegend englische Gentlemen in die Berge des Voralpenlandes. Sie schwärmten für die steinernen Zeugen vergangener Zeiten und sprangen am Bodenseeufer vergnügt ins Schwimmbecken der ersten „Badeanstalten“. Rasch wurde die Landschaft zum Anziehungspunkt für junge Künstler, aber auch für vermögende Kurgäste, Bildungsreisende und großbürgerliche „Sommerfrischler“. Der beginnende Reiseboom benötigte Infrastruktur: Es wurden Hotelpaläste, Seebäder und Wanderhütten gebaut. Die Neuentdeckung der „regionalen Küche“ und der Weinbau machten den Aufenthalt angenehm, Dampfschiffe brachten die Touristen von Ufer zu Ufer.

Hier ansässige Künstler, Lithografen und Verleger bedienten die Nachfrage nach Souvenirs: In ihren gedruckten Ansichten verbreiteten sie ein Abbild der Landschaft zwischen Säntis und Rheinfall, das romantische Vorstellungen einer biedermeierlichen Idylle tradierte – manches davon prägt bis heute die touristische Vermarktung.

Die Konstanzer Sonderausstellung zeigt Spitzenwerke dieser grafischen Kunst aus Museen und privaten Sammlungen zwischen Appenzellerland, Bodensee und Rhein: Kolorierte Lithografien, Stiche und farbkräftige Gouachen die zum Lob einer untergehenden Welt wurden, während das Überkommene durch Industrialisierung und Massenverkehr bereits überrollt wurde. Frühe Andenken, einmalige Zeugnisse aus großbürgerlichen Hotelpalästen und Relikte adligen Lebens aus Schlössern der Landschaft illustrieren sowohl Umbrüche als auch das Beharrungsvermögen im langen 19. Jahrhundert.

Ein Kooperationsprojekt des Rosgartenmuseums Konstanz mit den Museen Appenzell, Volkskundemuseum Stein, Landesmuseum Vorarlberg und dem Turmhof Steckborn.

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