Station: [5] Meer unter rotem Himmel, undatiert


Im Winter 1908 besucht Nolde seinen langjährigen Freund und Förderer Hans Fehr in Jena und erliegt dem Charme des oberhalb der Stadt liegenden, kleinen Ortes Cospeda. Wie im Rausch erarbeitet er dort zahlreiche Skizzen, Ölbilder – und 40 Aquarelle, denn in Cospeda entdeckt Nolde auch die Technik des Aquarellierens für sich, bei der die Farben Nass-in-Nass, also transparent aufgetragen werden. ZITAT: „In Cospeda fand ich eine Stätte zum Wohnen und Arbeiten. […] Ich malte kleine Bilder. Sie wollten nicht gelingen. Dann griff ich zu den Wasserfarben und malte die rotglühende Sonnenkugel über Schneematsch niedergehend. […]“. ZITATENDE. Nolde beschreibt weiter, wie er anfangs die Elemente auch ganz materiell mit einbezieht, etwa auf Schneekristalle reagiert, die auf das Papier fallen. Er resümiert: ZITAT: Ich liebte solche Mitarbeit der Natur; ja, die ganze Naturverbundenheit: Maler, Wirklichkeit und Bild“ ZITATENDE. Das Aquarell mit dem Titel Meer unter rotem Himmel zeigt eine explosionsartig sich ausbreitende, rosarote Wolke über dem Meer. Der genaue Entstehungszeitpunkt des Bildes ist wie bei den meisten Aquarellen unklar. Dennoch dokumentiert es trefflich, worum es Nolde beim Aquarell auch geht: Der Künstler gewährt dem Zufall Raum und setzt anfangs sich zufällig auf dem Papier ausbreitende Farbflächen in seinem Sinne fort, auf dass sich am Ende ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Hier gleicht das impulsive Naturschauspiel einem Feuerwerk.