<< < Station: [103] Bernhard Heising: Betender Landmann


Jeder kennt ihn, den „Betenden Landmann“. Er ist eines der Wahrzeichen der Stadt und ein Meisterwerk des Wiedenbrücker Bildhauers Bernhard Heising.

Heising schuf seinen „Landmann“ im Jahr 1903, wenige Monate vor seinem frühen Tod mit 38 Jahren. 1865 in Wiedenbrück geboren, hatte er den Bildhauerberuf bei Christoph Siebe und Anton Mormann gelernt, war dann nach Münster gegangen und hatte schließlich an den Kunstakademien in München und Berlin studiert. Hier erreichte ihn der Auftrag des ehemaligen Landrats Ernst Osterrath, einen Brunnen mit Figur für den Wiedenbrücker Marktplatz zu entwerfen.

Heising schuf die lebensgroße Figur eines Bauern auf dem Feld, der zum Mittagsläuten der Kirchenglocken innehält, die Mütze abnimmt, sich auf den Spaten stützt und andächtig sein Gebet verrichtet. Seine große, lange Pfeife, seine Weste und seine lange Hose zeichnen ihn als Landarbeiter aus. In einer Zeit – 1903 – in der in Wiedenbrück schon längst die Motoren kreischten und Fabriken qualmten, weist er zurück in eine verklärte Vergangenheit.

So viel Ruhe er auch ausstrahlt – der Betende Landmann hat eine wildbewegte Geschichte hinter sich. 1903 errichtet, wurde er schon ein gutes Jahrzehnt später wieder abgebaut: Mitten im Ersten Weltkrieg brauchte man Metalle und die Figur sollte eingeschmolzen werden. Wie durch ein Wunder überlebte sie den Krieg und wurde aus einem Metalldepot in Berlin wieder zurück nach Wiedenbrück gebracht. Sicherheitshalber fertigte man nun einen Gipsabguss an. Ein weiteres gutes Jahrzehnt später – im Zweiten Weltkrieg – wurde der Landmann wieder abgebaut und dieses Mal tatsächlich eingeschmolzen. Das Original war verloren.

Zum Glück gab es die Kopie aus den 1920er Jahren! Und so konnte 1952, zur 1.000-Jahrfeier Wiedenbrücks, ein neuer Landmann aufgestellt werden… der dem alten aufs Haar gleicht.

Mit der Ausfertigung des Nachkriegs-Landmanns wurde der Wiedenbrücker Bildhauer Bernd Hartmann-Lintel beauftragt. Dessen Porträtbüste gehört ebenfalls zu den hier vorgestellten Kunstwerken. Einige seiner Werke – wie auch die Kunst der gesamten Wiedenbrücker Schule – finden Sie im Stadt- und Kunstmuseum Rheda-Wiedenbrück in der Hoetger-Gasse am Rande der Altstadt.

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum