<< < Station: [115] Hubert Hartmann: St. Franziskusbrunnen


„Sanct Franciscus fand einst eine Schar Vögel, die grüßte er, als hätten sie Vernunft, und sprach zu ihnen: ‚Meine geflügelten Brüder, ihr lobet billig euren Schöpfer, denn er hat euch Federn gegeben und Flügel zum Fliegen, und hat euch die Lauterkeit der Luft gegeben, und erhält euch ohne euer Zutun.‘ Da reckten die Vögel ihre Hälse wider ihn und regten ihre Flügel und taten ihre Schnäbel auf und sahen ihn mit Begierlichkeit an. Er aber ging mitten durch sie hindurch und streifte sie mit seinem Rock; dennoch flog keines von seiner Stelle.“

Zu den Vögeln der mittelalterlichen Franziskus-Legende haben sich hier noch ein Frosch, ein Salamander, ein Eichhörnchen und im Wasserbecken zwei kleine Fische gesellt. Alle hören Franziskus mit großer Aufmerksamkeit zu. Der Wiedenbrücker Künstler Hubert Hartmann schuf dieses Brunnenensemble im Jahr 1994, anlässlich der 350jährigen Anwesenheit der Franziskaner in Wiedenbrück.

Die ersten Franziskaner kamen 1644 in die Stadt und siedelten sich hier, in der heutigen Mönchstraße, an. Schon im darauffolgenden Jahr, 1645, verbanden sie ihre Wohnräume mit der Kirche: Der Patersbogen entstand. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Klostergebäude erweitert, Anfang des 20. Jahrhunderts ein großer, heute denkmalgeschützter Garten angelegt und mit einer reich geschmückten Mauer umgeben.

Die Überalterung des Ordens führte dazu, dass im Frühsommer 2020 die letzten Franziskanermönche Wiedenbrück verließen. Ihr ehemaliges Kloster wird nun von einer eigens gegründeten Genossenschaft verwaltet, die mit Kulturveranstaltungen, einem Klosterladen und dem Jugendgästehaus den Geist dieses Ortes weiterführt. Der Heilige Franziskus erfreut also nicht nur Tiere und Mönche, sondern heißt Sie an einem ganz besonderen Ort mit reicher Tradition willkommen.

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Die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine, aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2007, S. 594 und 596.

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum