<< < Station: [134] Carmen Dietrich und Gregor Merten: Engel der Kulturen


Im Spätsommer 2014 kam ein Engel nach Rheda-Wiedenbrück gerollt. Der Engel der Kulturen, geschaffen von dem Künstlerpaar Carmen Dietrich und Gregor Merten.

Die beiden Künstler haben die Symbole der drei monotheistischen Religionen an die Innenränder eines Rings gesetzt: Stern, Kreuz und Halbmond formen das Innere der Kreisform so, dass sich unbeabsichtigt eine stilisierte Engelssilhouette gebildet hat.

Die Skulptur, die sich rollend durch die Städte bewegt, ist allerdings viel größer als das hier eingelassene Bild. Auf dem Foto, das jetzt auf Ihrem Bildschirm erscheint, erkennen Sie die drei Symbole in der Edelstahlskulptur, die schon über die Straßen und Plätze vieler europäischen Städte gerollt ist…

… und wird jedes Mal von unzähligen Menschen begleitet.

So sah es aus, als der Engel in Rheda-Wiedenbrück erschien.

Hier war er in Essen…

… hier in Bad Kreuznach.

In Pécs, in Ungarn…

...in Sarajewo, Bosnien-Herzegowina…

… oder in Skopje, Mazedonien. Kaum zu erkennen, vor lauter Kindern!

Seit 2008 rollen Carmen Dietrich und Gregor Merten den Engel durch die Welt… und Scharen von begeisterten Kindern und Erwachsenen aller Religionen und Kulturen packen mit an.

Sie schieben und lenken den großen Ring durch ihre Stadt und am Ende wird eine verkleinerte Form, die aus blauem Spezialbeton gegossen wurde, in den Boden der Stadt eingelassen. So wie hier. Als Erinnerung an den Aktionstag.

Und damit der Engel auch in die nächste Stadt kommen kann, wird gleich vor Ort die nächste Bodenintarsie hergestellt: aus 2 cm dickem Stahl! Da spritzen die Funken und jeder, der will, kann mit anfassen. Am Ende ist eine neue kreisrunde Silhouette entstanden. 139 Städte haben dem Engel der Kulturen schon ein Zuhause gegeben und mit ihm ein Zeichen gegen Hass und Intoleranz gesetzt.

Ein Zeichen, das auch noch Spaß macht! Dem Künstlerpaar Carmen Dietrich und Gregor Merten war es wichtig, die Diskussion über die Verträglichkeit oder Unverträglichkeit der Kulturen um eine sinnliche Komponente erweitern. Als sie das Symbol entwickelten, haben sie Kreuz, Stern und Halbmond bewusst weit auseinander platziert, um die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Religionen zu betonen.

Haben Sie es bemerkt? Die drei Symbole sind nur halb zu sehen und entstehen vollständig erst im Auge des Betrachters. Und doch sind alle drei Religionen Teil des Großen Ganzen. Würde man eine wegnehmen, wäre die Engelssilhouette zerstört. Die Künstler selbst formulieren es so:

Die in den Zeichen erkennbaren geometrischen Grundformen Dreieck, Quadrat und Kreis deuten auf die Vielfalt aller kulturellen Erscheinungsformen. Nach unserer Intention soll der Engel der Kulturen zum Ausdruck bringen: Wir leben in einer Welt. Wir lassen einander zu und geben uns gegenseitig Raum zur Entfaltung. Mitmenschlichkeit und Achtung vor der Schöpfung prägen die von allen gebildete Mitte. Wir sind einander verbunden und werden nur gemeinsam und friedlich die Zukunft gestalten können.

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Zitat: Mail Merten/Dietrich an die Autorin, 05.11.2020
Alle Abbildungen: © Wiedenbrücker Schule Museum und: © Merten und Dietrich, www.engel-der-kulturen.de