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Halt! Noch nicht weitergehen! Hier, an dem unscheinbaren Umspannhäuschen hängt noch ein Kunstwerk – eine Zutat!

Man nehme: ein gewebeverstärktes Förderband aus einem aufgelösten Industriebetrieb, ein Cuttermesser, eine Prise künstlerische Inspiration und einen unverstellten Blick auf die Dinge – mehr Zutaten brauchte es nicht, um das kleine Häuschen wieder ins Blickfeld zu rücken.

Der Berliner Künstler Christoph Brucker war einer der Preisträger des Wettbewerbs „Kunstpfad 98“, der zeitgenössische Kunst auf einer Strecke vom Bahnhof Rheda, durch den Flora-Westfalica-Park bis zum Marktplatz in Wiedenbrück präsentierte.

Brucker hatte sich ein altes Förderband vom Schrottplatz besorgt…

„Genau, da habe ich dann eben die Buchstaben rausgeschnitten, also die Zutat ist durchs Wegnehmen entstanden sozusagen… und ne Zutat kann bei einem Rezept eben… also entweder ein wichtiger Beitrag sein oder eben noch ein Gewürz oder irgendsowas. Und das Trafohäuschen da, das ist eben sozusagen sone unbeachtete Zutat, was eben zu ner Stadt gehört und was sich so findet, was unbeachtet irgendwo rumliegt, nicht mehr für wert erachtet wird. Und das eben dann aufzuwerten und in einen neuen Zusammenhang zu stellen.“

Halbierte Fahrradnaben, Blitzableiter, aufgeschnittene Schukostecker, 70er-Jahre- Frühstücksbrettchen – Christoph Brucker ist ein Sammler und Weiterverwerter. Seine überraschenden Kreationen stellt er heute in seinem Laden in Berlin-Mitte aus, der den bezeichnenden Namen trägt: Nutz und Zier. Christoph Brucker entdeckt die Magie in jedem einzelnen Alltagsobjekt… und rückt auch ein kleines Umspannhäuschen ins rechte Licht.

 „… also diese eigene Existenzbedingung sozusagen, also, was sind eigentlich die Zutaten des Lebens, ne?, die nötig sind und die man quasi für gegeben hinnimmt. Und das eben als Zutat zu markieren… Aber auch immer, immer diese, diese Idee von, von Umnutzung, Übersetzen, Transformieren, von bereits Vorhandenem oder Dinge, die nicht beachtet werden, in nen anderen Zusammenhang zu stellen und… und… und quasi nen anderen Wert in den Dingen zu erkennen, als was ihnen zugeschrieben wird.“

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum