<< < Station: [18] Waagen und Wiegen


Hallo! Ich bin’s nochmal, Bauer Karl. Ich sehe ja ein, es war nicht in Ordnung, den Sprachtaler verschwinden zu lassen. Und der Meier hat mir dann ja zum Glück auch geholfen, das ist ein feiner Kerl. Aber was soll ich denn machen, bei den Abgaben! Das ist zum Verzweifeln, woher soll ich so viel Weizen nehmen? Der Fürstbischof, der sitzt schön warm in Osnabrück, und wir müssen jahrein jahraus auf seinen Feldern schuften… und Abgaben zahlen.

Und wenn wir unser Korn in die Mühle bringen, dann geht es weiter: Dann müssen wir erstmal einen Scheffel Gebühr zahlen, fürs Mahlen. Und der geht – dreimal dürft ihr raten – auch an den Fürstbischof, denn der ist Eigentümer der Mühle. Es ist doch zum Mäusemelken! Wie soll der kleine Mann denn da auf einen grünen Zweig kommen?

Hier, diese beiden Gefäße – das eine sieht aus wie ein Eimer – das sind die Scheffel, mit denen der Fürstbischof sein Geld scheffelt.

Und wenn ein Kaufmann nach Wiedenbrück kommt, um seine Waren auf dem Markt feilzubieten, dann muss er alles erst einmal wiegen lassen, auf der Stadtwaage. Denn die ist geeicht. Das bedeutet, sie zeigt immer das Richtige an. Und der Kaufmann kann nicht weniger verkaufen und so tun, als ob es mehr wäre. Ist ja eigentlich auch in Ordnung, denn dadurch geht alles mit rechten Dingen zu. Aber der Kaufmann, der muss dafür auch Gebühren zahlen, das so genannte Waagengeld oder Wiegegeld.

Na ja, der Handel geht halt über alles, denn der macht reich. Schließlich ist Wiedenbrück ja Mitglied der Hanse. Also, besser gesagt: Osnabrück ist Mitglied der Hanse. Und da Wiedenbrück ja irgendwie zu Osnabrück gehört, sind wir das auch. Und die Hansestädte, die treiben schon seit Jahrhunderten regen Handel miteinander und sind dadurch reich geworden und deswegen ist es eine tolle Sache für eine Stadt und ihren Fürstbischof da mitzumischen.

Aber wir kleinen Krauter – die Handwerker, Bauern, Tagelöhner – wie merken davon nicht viel. Wir schuften… und zahlen unsere Abgaben, mehr oder weniger pünktlich. So gut wir eben können.

Dann werde ich mal wieder… und auf meine Felder zurückgehen und weiterschuften. Von nichts kommt nichts, nicht wahr? Macht’s gut, Kinder!

 

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum