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M: Nach dem Zweiten Weltkrieg verhaftete die sowjetische Militäradministration zahlreiche Täter der NS-Zeit. Zudem versuchte man, mögliche nationalsozialistisch gesinnte Partisanen zu entlarven. Für deren Inhaftierung funktionierte man auch ehemalige Konzentrationslager des NS-Regimes in sogenannte Speziallager um. Mehr als 120.000 Menschen wurden dort ab 1945 inhaftiert. Darunter vor allem Partei-Funktionäre der NSDAP, Wehrmachtssoldaten, Mitglieder der SS und der Gestapo.

F: Aber auch zahlreiche Jugendliche aus Mitteldeutschland wurden von den Sowjets in den Speziallagern festgehalten. Das passierte meist völlig willkürlich und ohne Gerichtsverhandlung. Manche Jugendliche waren gerade einmal erst zwölf Jahre alt, im Prinzip noch Kinder. Sie wurden oft brutal misshandelt und blieben zeitlebens traumatisiert.

M: Insgesamt gab es in der Sowjetischen Besatzungszone zehn solcher Lager. Dazu gehörten Buchenwald, Berlin-Hohenschönhausen, Bautzen oder auch Torgau. Obwohl die Existenz dieser Lager bekannt war, drang nur wenig an die Öffentlichkeit. In der DDR wurden die Taten des sogenannten sowjetischen Bruderstaats tabuisiert und totgeschwiegen.

F: Erst ab 1990 fand eine erste Aufarbeitung statt. Zeitzeugen berichteten von Scheinexekutionen, Misshandlungen und Schlafentzug. Historiker schätzen, dass in den Lagern jeder vierte Häftling ums Leben kam. Viele weitere Informationen zu den Speziallagern, den Waldheimer Prozessen sowie dem Schicksal der Jugendlichen finden Sie in unserer Präsentation auf dem großen Bildschirm an der Wand. 

Foto: © DDR-Museum Pforzheim