Station: [34] Ein geheimnisumwittertes Grabmal


In der Evangelischen Kirche befindet sich das sehr aufwändige Grabmal von Philipp dem Dritten von Rodenstein, der von 1544 bis 1582 lebte. Das Grabmal zeigt ihn mit zwei Frauen.

Dieses Grabmal regte die Fantasie der Betrachtenden an und so entstand die Sage von der Doppelehe des Rodensteiners: Es wird erzählt, dass der Herr von Rodenstein beschloss, einen Kreuzzug nach Jerusalem zu unternehmen. Er fiel jedoch in türkische Gefangenschaft. Hier verliebte sich die Tochter des Gefängniswärters in ihn und unter der Bedingung, dass er sie heiraten würde, verhalf sie ihm zur Flucht. Nach einer abenteuerlichen Reise kamen sie zur Burg Rodenstein. Seine erste Frau war so froh über seine Rückkehr, dass sie in eine Ehe zu dritt einwilligte. Die beiden Frauen wurden die besten Freundinnen!

Eine Ehe zu dritt, die liebevolle Gemeinschaft eines Adligen mit zwei Frauen, das ist eine faszinierende Geschichte. Aber sie ist nicht neu! Aus französischen Quellen kennt man die Geschichte mindestens schon seit dem 12. Jahrhundert.

Ein weiteres Beispiel ist die Sage des Grafen von Gleichen und seiner beiden Frauen in Thüringen.

Das Grabdenkmal in der Laurentiuskirche kann als bemerkenswertes Zeugnis für das Verhältnis des Philipp von Rodenstein mit seinen beiden Ehefrauen interpretiert werden. Allerdings heiratete er sie nacheinander. Er war in erster Ehe mit Margarete von Habern verheiratet und vermählte sich in zweiter Ehe mit Christine von Milchling. Doch eine osmanische Gefängniswärtertochter sucht man vergebens!

 

Text: Erika Schäfer, © Rodensteinmuseum

Abbildung: Grabdenkmal in der Kirche, Foto: © W. Beuerle, Fränkisch-Crumbach, mit freundlicher Erlaubnis