Station: [10] Dünenweib, 1930


Im Sommer 1930 hält sich Nolde zusammen mit seiner Frau Ada auf der Insel Sylt auf. Unter den zahlreichen Meeresbildern, die er hier malt, finden sich auch Motive, in denen Menschen auftreten. Auf dem Gemälde mit dem Titel „Badestrand“ agieren vier Personen im Zentrum sowie zwei weitere am linken und rechten Bildrand. Die Menschen halten sich direkt am Strand auf, hinter ihnen türmt sich die Gischt einer anrollenden See. In Badebekleidung oder gymnastischen Anzügen genießen sie die Sonne oder absolvieren ein lockeres Sportprogramm am Wasser. Diese Strandgänger scheinen in bester Stimmung zu sein und das schon damals mondäne Ferienleben auf Sylt in vollen Zügen zu genießen. Etwa zur selben Zeit wie das Gemälde Badestrand entsteht Noldes Gemälde Dünenweib mit einem fraulich-herben Akt, der vor dem Strandhafer oder ähnlichen Pflanzenwuchs einer Düne lagert. Entdeckt Nolde in dem Bild Badestrand den Strand als gesellschaftliche Bühne, wendet er sich in diesem Gemälde dem traditionellen Motiv des Aktes zu, hier nun verortet im Zusammenklang von Meer und Küste. Das Meer im Hintergrund ist glatt und ruhig, die Nackte selbst hat den Kopf hingegen leicht provokant auf die Seite gelegt. Ihre Brustwarzen gibt Nolde in einem intensiven, ins Blaue gehenden Rot wieder. Mit derselben Farbe konturiert er die Körpersilhouette der Frau und grenzt sie von ihrer Umwelt ab. Gleichzeitig stimulieren sich die Komplementärkontraste von Rot und Grün und bringen sich gegenseitig zum Leuchten.