Station: [13] Hohe See – Bewegte Wolken, 1948


Das Gemälde vermittelt die Anmutung, als spürten wir den leicht salzigen Geschmack förmlich auf der Zunge. Es riecht nach Meer und Wind, das Wasser rauscht beständig in unseren Ohren. Es könnte ein frischer Sommertag sein, den Nolde hier künstlerisch verarbeitet hat, vielleicht aber auch schon früher Herbst. In einigen Gemälden, insbesondere in den früheren, verbindet Nolde seine Meeresimpressionen durch die Darstellung eines Strandes, Ufers oder Badesteges. Meistens verzichtet er jedoch auf diese festen Flächen, die Halt und Orientierung vermitteln. Der Betrachter wird mitten hinein in das gleichsam entfesselte Spiel der Elemente versetzt. Hier kombiniert der Künstler einen rosa-gelben Himmel und ein dunkelblaues, von Gischt gekröntes Meer. Die Elemente treffen sich ungefähr in der Mitte des Bildes. Einmal mehr konzentriert sich Nolde in diesem Gemälde auf die Verbindungen von Meer und Himmel. Sie gehören zusammen, reagieren aufeinander und doch sind sie voneinander getrennt und unterscheiden sich. Lichtspiegelungen auf dem Wasser sind hier nur grob, höchstens andeutungshaft dargestellt. Dem Künstler geht es nicht darum, die Natur- und Wetterphänomene exakt darzustellen – seine Komposition überspitzt das Gesehene eher und deutet es auf sehr persönliche Weise.