Station: [6] Überschwemmung (verhangener Himmel), undatiert


Das Aquarell mit dem Titel Überschwemmung (verhangener Himmel) ist maßgeblich in Blau-, Grau- und Grüntönen gehalten. Warme Töne, wie die bei Noldes Meeresbildern so wohl vertrauten Rot- und Rosafarben und ebenso die charakteristischen Lilatöne fehlen hier. Auch sonst weicht die Komposition, die nicht datiert ist, von den Motiven ab, die Nolde an den Küsten der Nord- und Ostsee beobachtet und künstlerisch verarbeitet hat. Das Wasser ist nicht aufgewühlt, strudelnd und wetteifert mit dem Himmel, in dem sich lebhafte, geradezu orgiastische Wetterszenarien abspielen. Ebenso wenig geht es um die Darstellung eines dieser entrückten Momente, in welchem die Elemente Wasser und Luft und mit ihnen vielleicht auch die kleinen Boote oder Dampfer stimmungsvoll zusammenklingen. Denn in Überschwemmung (verhangener Himmel) bearbeitet Nolde nicht allein die Begegnung von Wasser und Luft, sondern auch und vor allem das Verhältnis von Wasser und Land: Das Meer ist tief in den Bereich des dunkel kolorierten, stofflich fester wirkenden Landes vorgedrungen, welches das untere Drittel des Bildes ausfüllt. In der Mitte des Bildes hat sich das Wasser zu einer unbestimmt konturierten Pfütze ausgebreitet. Auf der rechten Bildseite sehen wir das weit in das Land vorgedrungene Meer hingegen in einem ganz geraden Wasserlauf, den Nolde rechtwinklig entlang der Bildkante führt, als wolle er das Wasser domestizieren.