Station: [8] Meer mit qualmendem Dampfer, 1930-er/1940er- Jahre


In den 1930er- und 1940er- Jahren bringt Nolde die von ihm so benannten „Ungemalten Bilder“ hervor. Man hat die kleinformatigen Bilder vor allem im Zusammenhang mit Noldes Diffamierung als „Entarteter Künstler“ im Jahr 1937 und dem Berufsverbot verstanden, das ihn ab 1941 hinderte, seine Kunst aktiv auszuüben: Bilder also, die mit knappen Materialressourcen und verborgen vor den Augen der Öffentlichkeit entstanden. Doch bereits in der Luxusausgabe von Noldes Autobio¬graphie Das eigene Leben aus dem Jahr 1931 ist ein sogenanntes „Ungemaltes Bild“ nachweisbar und ebenso entstehen diese Bilder auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Aquarell Meer mit qualmendem Dampfer gehört zu den „Ungemalten Bildern“ und zeigt ein lebhaftes Naturschauspiel auf der See. Den urwüchsigen Charakter streicht Nolde oft durch die Ergänzung von Segelbooten oder, wie hier, eines kleinen Dampfschiffes weiter heraus. Die Farbflächen, die eine gleiche oder ähnliche Tönung aufweisen, werden dabei geschickt miteinander verklammert und in Beziehung gesetzt: Das Schwarzgrau der Wolken, die aus den zwei Schornsteinen des dunklen Schiffes emporsteigen, findet sich in den entsprechend kolorierten Wasserarmen wieder, die sich massiv über das hellere Blau ausbreiten. Die kräftigen Ockertöne, die das Firmament zum Leuchten bringen, erhalten einen Abglanz in den blauen Fluten des Wassers.