Station: [9] Biedermeierzimmer


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Frauenstimme: [schwelgend] Unser schönes Wohnzimmer! Von schlichter Eleganz! Mein Mann und ich haben es uns kurz nach unserer Hochzeit 1833 zugelegt. Das Sofa – damals der letzte Schrei! Und die Essgruppe, der Wäscheschrank, der Sekretär, die Spiegel-Kommode… hach! So haben mein Wilhelm und ich als junge Leute gelebt. Und wenn Sie mal einen Blick über den Sekretär werfen möchten: [schwelgend] So sah ich in den Jahren nach unserer Hochzeit aus. Mit der aufwendigen Frisur, wie es sich für eine brave Bürgersgattin gehört. Und dem schönen Kleid und den Draperien… hach! [seufzt… fasst sich wieder, schnell ablenkend] Aber… haben Sie eigentlich den schönen Ofen neben der Tür bemerkt? Ein wirklich edles Stück!, [bedeutungsvoll] im Stil des französischen Empire. Er ist vom Flur aus beheizbar. So haben wir es hier im Winter schön warm und werden nicht einmal vom Dienstpersonal gestört, wenn es Kohlen nachlegt. Das nenne ich ein angenehmes Leben! SFX Die Standuhr (siehe Foto) schlägt sechs Sechs Uhr schon! Und mein Wilhelm ist noch immer nicht zu Hause! Da will ich mal sehen, wo er bleibt… SFX öffnet das Fenster, von draußen dringt vereinzelt das Rattern der ersten Autos hinein Schauen Sie sich das an! Immer wieder fahren diese neumodischen Automobile die neue Minden-Koblenzer Chaussee entlang, die [empört] mitten durch unseren schönen Park gebaut wurde. Wenn Wilhelm nicht aufpasst, wird er von diesen selbstfahrenden Teufelsmaschinen noch überrollt! SFX schließt das Fenster wieder, Geräusche raus Mein Mann schwört ja auf die Eisenbahn, die wenigstens auch Waren und nicht nur Menschen transportiert. Wilhelm hat sich sehr dafür eingesetzt, dass Warstein endlich an das Eisenbahnnetz angeschlossen wird. Und [triumphierend] … es ist ihm schließlich gelungen! Wie ihm alles gelingt, was er sich vorgenommen hat! Aber zurück zu unserem Esszimmer. Die Pantoffeln und den kleinen Fußschemel in der Ecke zwischen Fenster und Sekretär [kokett], die habe ich ihm geschenkt. Selbst bestickt. In monatelanger Kleinarbeit. Und jetzt sitzt er hier abends gern in seinem Sessel, raucht seine Pipe und ruht sich von seinem Arbeitstag aus. Wenn Sie mal schauen möchten, wie er so arbeitet, dann folgen Sie mir einfach in den nächsten Raum. Das ist sein Comptoir, sein Kontor, also… sein Büro.