Station: [9] Andreas Achenbach | Rückkehr in den Hafen bei rauer See, 1893


Schäumende Wogen versetzen die nahenden Schiffe und Boote in ein besorgniserregendes Schaukeln und treiben unerbittlich gegen die Hafenmauern an. Auch auf dem steingemauerten Landungssteg, von dem aus die niederländische Flagge im Wind flattert, herrscht Aufruhr. Nicht alle Personen sind jedoch unmittelbar in die eigenleiteten Sicherungsmaßnahmen involviert und packen mit an. Einige stehen breitbeinig da und stemmen die Hände in die Hüften, wie die Figur in Mitte des Steges, die ein auffälliges gelbes Gewand trägt. Diese Pose scheint zu sagen: Das geht schon vorüber und fürwahr: das aufgewühlte Meer wird durch einen gleißenden Lichtkegel beleuchtet – Windstille steht bevor! Andreas Achenbach verlegt das Motiv des sturmgepeitschten Schiffes in die Sphäre des Hafens, wie es ab Mitte des 19. Jahrhunderts Mode wurde. Der Kampf mit der Natur auf hoher See wird zu einer figuren- und handlungsreichen Milieuschilderung, zu einem Schauvergnügen, das dem nostalgischen Blick des naturentwöhnten Städters der Gründerzeit entsprochen haben mag. Der 1815 in Kassel geborene Künstler gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Düsseldorfer Malerschule, ja man nannte ihn sogar „Herr über Land und Meer“. Seine Eindrücke sammelte er auf zahlreichen Studienreisen, die ihn neben Norwegen, Schweden, England oder Italien wiederholte Male auch in die Niederlande führten. Achenbach spezialisierte sich im Rahmen seiner schon zu Lebzeiten sehr erfolgreichen Landschaftsmalerei auf sturmumtoste Schiffs- und Meeresbilder, für die er sich zuweilen mit dem Vorwurf des Pathos konfrontiert sah. Bruder des Künstlers war der nicht minder bekannte Oswald Achenbach, der sich auf die Darstellung der Landschaft Italiens konzentrierte. Die beiden Brüder werden manchmal scherzhaft als das „A und O der Landschaftsmalerei“ bezeichnet. Achenbach starb 1910 im Alter von 94 Jahren – ausgezeichnet mit zahlreichen Ehrenmitgliedschaften, Orden und Medaillen und hochgeachtet in der Bevölkerung.