Station: [31] Hanf: Verarbeitung


M: Hatte man aus den Hanfpflanzen die Fasern gewonnen, begann der Prozess der Weiterverarbeitung. Hier galt die Faustregel: je länger die Faser desto wertvoller das Garn.

F: Das „Werg“ beispielsweise war kurzfaserig und minderwertig. Aus ihm wurden Dochte oder Säcke hergestellt. Brech- bzw. Spinnhanf hatte die höchste Qualität. Seine Fasern wurden in Heimarbeit zu Garnen gesponnen, dann gebleicht oder gefärbt. Zum Bleichen verwendete man eine Lauge aus Salz und Asche, für den Färbprozess rein pflanzliche Farben. Das Garn wurde vom Umspuler auf Haspeln aufgewickelt und erst nach Bleichen, Färben und Trocknen auf die Garnspulen gebracht.

M: Nun konnte man sein Garn entweder verkaufen oder zum Weber bringen.
Der Verkauf fand an der Hanfwaage statt, und zwar zumeist an Zwischenhändler aus Lahr Offenburg und Geislingen.
Wollte man sein Garn zu Stoffen verarbeitet haben, so hatte man die Qual der Wahl. Denn nach den Landwirten waren die Weber der größte Berufsstand in Altenheim – wenngleich nicht sonderlich angesehen. Die Produkte ihrer Arbeit waren jedoch heißbegehrt. Stoffballen des so genannten Kelsch waren eines der wichtigsten Aussteuergeschenke sowohl für Jungen als auch für Mädchen.
Und ein gut gefüllter Hochzeitsschrank voller Kuttelhemden, Bett- und Tischwäsche war der Stolz einer jeden Braut!

F: Einen solchen, aufwändig bemalten Bauernschrank sehen Sie übrigens links in der Ecke. Schränke wie diese waren aus preiswertem Tannenholz, das dann durch die Malerei verschönert wurde. Ein Funfact: Die Innenseiten der Schranktüren wurden oft als immerwährende Notizbücher genutzt. Familiäre Ereignisse sowie wichtige Daten zu Ernte und Viehwirtschaft konnten hier mit Kreide oder Bleistift festgehalten werden: Wann kriegt die Kuh ihr Kalb? Wie viel Tabaksetzlinge brauche ich für ein Feld? Oder: Den 8. März 1868 ist unser David geboren.

 

 

Fotos: © Heimatmuseum Neuried