<< < Station: [11] Stadtmodell und Urkunde


Wiedenbrück mitten im 17. Jahrhundert, das sind: zwei Kirchen, ein Kloster, eine Stadtmauer, die Festung Reckenberg und die Ems, die Straßenzüge und Wohnhäuser umschließt. Stadt und Amtshaus Reckenberg sind zu einer Wehranlage mit Bastionen und Ravelins ausgebaut, das Flusswasser wird auch rund um die Stadt in die Umflut geleitet – um Feinde fern zu halten. Doch das ist nicht immer gelungen. Das Modell zeigt die Stadt um 1630, mitten im Dreißigjährigen Krieg, wenige Jahre nachdem das dänische Heer Wiedenbrück besetzt hatte. Die Dänen konnten nach drei Monaten wieder der Stadt verwiesen werden. In Erinnerung an dieses Ereignis prägte der Bischof von Osnabrück und hiesige Stadtherr eine Gedenkmünze. Deren Rückseite zeigt eine stilisierte Ansicht der Stadt Wiedenbrück. Das Stadtmodell entstand auf Grundlage dieser Münze, denn sie gehört zu den frühen, in etwa realitätsgetreuen Darstellungen von Wiedenbrück. Wie es davor in Wiedenbrück ausgesehen hat? Wir wissen es nicht. Auch das genaue Gründungsdatum der Stadt liegt im Dunkeln. Schon im 8. Jahrhundert dürfte an der Stelle von Sankt Aegidius eine erste Kirche gestanden haben. Errichtet wurde sie wahrscheinlich über einem sächsischen – also vorchristlichen – Heiligtum. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 952, als Kaiser Otto der Erste dem Osnabrücker Bischof das Markt-, Münz- und Zollrecht für den „locus witunbruca“ – den „Ort an der Holzbrücke“ – einräumt. Wiedenbrück ist eine der fünf ersten Pfarreien des Bistums Osnabrück. Deshalb stehen dem Bischof Steuern auf die erwirtschaften Güter zu. Im Auftrag des Bischofs und Stadtherren entsteht auch der erste echte Plan der Stadt. Sie sehen ihn hinter dem Stadtmodell an der Wand – bzw. unter Ihren Füßen, auf dem Fußboden. Mitte des 18. Jahrhunderts schickt der Bischof seine Vermessungsingenieure durch die Lande und lässt die Stadt und die umliegenden Gebiete kartographieren. Er möchte ermitteln, welche Abgaben erhoben werden können – und diese in bare Münze umrechnen. Dementsprechend verzeichnet der Plan von 1766 alle existierenden Gebäude, die innerstädtischen Freiflächen, die Reste der Wehranlagen und vor allem die Vielzahl der Parzellen, Gärten und Felder vor der Stadt mit der dazugehörigen Abgabenlast. Für die Wiedenbrücker damals sicher ein notwendiges Übel, für uns heute ein wertvolles Dokument, das uns einen umfassenden Blick in die Wiedenbrücker Stadtgeschichte erlaubt. Was wissen wir von unserer Stadt? Und wo haben wir dieses Wissen her? Darum wird es in diesem zweiten Teil der Ausstellung gehen.

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum