<< < Station: [126] Hubert Hartmann: Gedenkstein Synagoge


„Zieh deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliger Boden.“

Das ruft Gottes Stimme dem Moses zu, als er an den brennenden Dornbusch herantritt. Es folgt eine Zwiesprache zwischen Gott und dem Menschen und die rätselhafte Selbstoffenbarung Gottes: „Ich bin, der ich sein werde.“

Auch hier, hinter diesen Büschen, war heiliger Boden. Hier stand die Synagoge, das jüdische Gotteshaus… allerdings nicht im Wasser, wie man heute vermuten könnte. 1984 wurde eine Osttangente die „Schlossstraße“ neu gebaut. Die Straße führt östlich an dem historischen Stadtkern vorbei, durchschneidet die historische Achse zum Schloss und wird nach gut 500 Metern wieder auf den alten Verlauf Richtung Süden geführt. Viele Gärten und sogar Wasserläufe der alten Befestigung des Schlosses Rheda mussten dafür aufgegeben oder verlegt werden. Der Krökelteich, den man hinter dem Gedenkstein erahnt, wurde nach Osten verlegt. Daher liegen heute die Flächen, auf der die Synagoge stand, im Wasser und an der Böschung.

Die Synagoge – eine westfälische Landessynagoge – existiert schon seit der Pogromnacht im November 1938 nicht mehr. In den frühen Morgenstunden des 10. November hatten SA-Männer das Gebäude in Brand gesetzt, die verkohlten Reste wurden später abgerissen, das Grundstück verkauft.

Seit dem Mittelalter gab es in Rheda jüdisches Leben – mit Unterbrechungen, da die Juden mehrmals der Stadt verwiesen wurden. Ab dem frühen 18. Jahrhundert stellte der Graf von Bentheim-Tecklenburg den ansässigen Juden Schutzbriefe aus, die ihnen ein wenig Sicherheit versprachen. 1808 erhielt der erste Rhedaer Jude das Bürgerrecht, bereits sechs Jahre zuvor – 1802 – war die Synagoge erbaut worden. Den Standort für ihr Gottes- und Versammlungshaus wählten die Juden sehr bewusst: Sie bauten es in unmittelbarer räumlicher Nähe zum Schloss und somit zur Schutzmacht, die im Falle eines Pogroms schnell erreichbar war: Das Schloss liegt gleich am Ende der Stichstraße.

Seit dem Pogrom im November 1938 gibt es keine jüdische Gemeinde mehr. Die meisten jüdischen Familien hatten Rheda bereits verlassen. Die verbleibenden 14 Familien wurden unmittelbar nach dem Pogrom aus Rheda abtransportiert. Im September 1939 erklärte sich die Stadt für „judenfrei“.

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum