<< < Station: [7] Aufbau eines Altars


Der Hochaltar ist der wichtigste Bestandteil der Innenausstattung in einer Kirche. Auf ihn richten sich beim Gottesdienst alle Augen. Dementsprechend aufwändig waren die Altäre jahrhundertelang auch ausgestaltet.

Das Altarschema, an dem sich die Wiedenbrücker Schule orientierte, hatte sich seit der Gotik in Europa etabliert.

Schauen Sie auf Ihren Bildschirm: Sie sehen den Altar der Pfarrkirche Sankt Johannes Baptist in Bakum, der hier in der Werkstatt von Diedrichs und Knoche hergestellt wurde. Er maß stolze acht Meter in der Höhe, die Schwarz-weiß-Abbildung, die sich durch den ganzen Treppenaufgang unseres Museums zieht, bildet ihn in seiner Originalgröße ab.

Das Foto auf Ihrem Bildschirm zeigt den Altar in geschlossener Form. So war er wochentags in der Kirche zu sehen.

Am Sonntag, zum Gottesdienst, wurden die Flügel des Retabels aufgeklappt. In der mittleren Ebene sind nun anstatt zwei… vier Schnitzbilder zu sehen. Wo wochentags zwei Szenen aus dem Leben des Kirchenpatrons Johannes des Täufers gezeigt werden, sieht der Gläubige nun zwei alttestamentliche Erzählungen links und rechts die Speisung der 5000 sowie das Letzte Abendmahl.

Während die dargestellten Szenen von Altar zu Altar variieren, ist der schematische Aufbau immer derselbe:

Der Sockel, oft in Gestalt von Säulen, wird „Stipes“ genannt – das lateinische Wort für „Holzblock“.

Der eigentliche Altar, also der Tisch, auf dem die Messgeräte abgestellt werden, ist die Mensa – lateinisch: „Tisch“.

Mit der Predella beginnt der Altaraufsatz. Dieser flache, langgestreckte Sockel steht auf der Mensa auf. Oft befindet sich in deren Mitte ein Tabernakel, also ein kunstvoll gestalteter Schrein zur Aufbewahrung der Hostien.

Das Retabel ist der charakteristischste Bestandteil eines Altars: eine Schauwand mit prächtigen gemalten oder geschnitzten Bildern. Bei einem Flügelaltar – wie unserem Beispielexemplar – ist das Retabel aufklappbar. Hier ist Platz für ein ganzes, ausgefeiltes Bildprogramm.

Der nach oben ausragende, geschnitzte Überbau des Altars wird „Gesprenge“ genannt. In der Kunst der Spätgotik ist das Gesprenge besonders üppig ausgeführt. Oft sind hier noch einmal Nischen für Bilder oder Statuetten vorgesehen. Das Gesprenge des Bakumer Altars zeigt in seiner Mitte einen sogenannten Gnadenstuhl – die Darstellung Gottvaters, der seinen gekreuzigten Sohn präsentiert.

Alle Abbildungen: © Wiedenbrücker Schule Museum