<< < Station: [1] Geschichte des Hauses


Josef:

Also, das hier ist unsere Montagehalle. Hier bauen wir die Altäre auf und setzen sie einmal ganz zusammen, bevor wir sie an die Kirchen ausliefern…

Aber – hups! – die Halle ist ja gar keine Halle mehr. Das ist ja jetzt ein ganz flacher Raum. Mit einer neuen Decke… also, ich kenne die Halle als einen riesen-hohen Raum. Denn die Altäre, die wir hier bauen, die sind ja auch ziemlich hoch… bis zu 8 Metern manchmal. Zum Beispiel der dort an der Treppe. Das ist ja nur ein Bild. Aber genau diesen Altar, den haben wir vor Kurzem in unserer Werkstatt gebaut, dann haben wir ihn genau hier einmal aufgebaut und überprüft, ob alle Übergänge aneinanderpassen. Dann haben wir ihn mit Bahn und Pferdefuhrwerk nach Bakum geschickt. Und da hat der Chef gesagt: „Dieses Mal kommt der Josef mit auf Montage.“

Josef, also das bin ich. Und dann sind wir sind bis nach Osnabrück und dann weiter Richtung Bremen… bis nach Bakum.

Und obwohl ich erst im zweiten Lehrjahr bin, muss ich kräftig mit anpacken, wenn einer unserer Altäre zum Kunden gebracht wird. Die Kunden, das sind die Kirchen und die freuen sich dann, wenn wir kommen und ihnen so einen riesigen, maßgefertigten Altar aufstellen. Unsere Altäre sind alles Einzelstücke, an denen wir monatelang gearbeitet haben. Drei solcher Altäre schaffen wir im Jahr.

Und wehe, man ist beim Aufstellen nicht vorsichtig und es bricht ein Stück ab! Dann schäumt der Chef vor Wut. Denn dann war die ganze Arbeit umsonst. Dann muss diese Figur oder sogar ein ganzes Relief neu geschnitzt werden. Und das kostet Zeit und Geld.

Aber zum Glück bin ich vorsichtig und vielleicht auch ganz geschickt. Mir ist noch nicht so viel kaputt gegangen. Und ich kann gut zeichnen und habe ein gutes Auge – sagt meine Mutter. Deswegen soll ich Kunsttischler werden und gehe hier bei Herrn Diedrichs und Herrn Knoche in die Lehre. Das ist mein Glück, denn hier in Wiedenbrück, da gibt es jede Menge Handwerker, die Altäre und Beichtstühle und Kanzeln und alle möglichen Einrichtungen für Kirchen bauen. Es gibt den Herrn Mormann, den Herrn Hartmann, den Herrn Schweppenstedde, den Herrn Siebe, den Herrn Becker, der die Werkstatt von Herrn Brockhinke übernommen hat… und bis vor ein paar Jahren gab es hier noch den Herrn Goldkuhle. Aber der ist gestorben.

Und wenn ich dann in ein paar Jahren ausgelernt habe, dann finde ich bestimmt gleich einen Betrieb, der mich als Gesellen übernimmt. So. Und jetzt lass und mal schauen, wie es oben weitergeht! Hmm… die Treppe hier ist auch neu… die habe ich noch nie gesehen… komisch!

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum