<< < Station: [15] Gerichtswesen, Sprachtaler


Bauer:

Ich weiß gar nicht, was du bei mir suchst. Hier ist nichts! Und du wirst auch nichts finden… ähm… Was suchst du überhaupt?

Meier:

Ach, Karl, was soll ich wohl suchen? Den Sprachtaler, das weißt du doch.

Bauer:

Den Sprachtaler? Och… keine Ahnung.

Meier:

Hör mal Karl. Der Pit hat gesagt, er hat ihn dir gegeben und beim Otto ist er nicht angekommen. Also musst du ihn haben.

Bauer:

Ich?! Nicht, dass ich wüsste…

Meier:

Du musst den Sprachtaler haben und daher weißt du auch, dass übermorgen die Steuereintreiber des Fürstbischofs kommen und den Sack Weizen abholen, den du dem Bischof abgeben musst.

Bauer:

Ich kann doch dieses Jahr nicht zahlen! Die Ernte ist so schlecht gewesen, meine Frau ist krank, ich kann keinen Sack Weizen abgeben! Wovon soll ich denn meine fünf Kinder ernähren? Und womit soll ich nächstes Jahr sähen, wenn alles Getreide nach Osnabrück gegeben wurde?

Meier:

Das interessiert die Steuereintreiber herzlich wenig. Sie wollen ihre Abgaben. Und du bist verpflichtet, sie zum Stichtag bereitzuhalten. Und außerdem bist du verpflichtet, deinem Nachbarn, dem Otto diese Nachricht zu überbringen und mit ihr den Sprachtaler. Also, wo ist er? Soll ich mich mal ein wenig umsehen?

Bauer:

Lieber Meier, lass uns doch reden! Wir können doch...

Meier:

Aha! Da ist er ja! Der Sprachtaler! Mensch Karl, den kannst du nicht einfach verschwinden lassen. Nur weil du die Abgaben nicht hast. Damit reißt du unsere ganze Bauernschaft ins Unglück. Ich bin dafür zuständig, dass die Abgaben bereitstehen. Und ich muss mich auf euch verlassen können. Sonst kriege ich Ärger von den Steuereintreibern.

Und darum gibt es den Sprachtaler. Wer den Sprachtaler von seinem Nachbarn bekommen hat, der kennt die Nachricht und muss ihr Folge leisten. So zu tun als wäre nichts, das ist keine Lösung.

Bauer:

Aber… Meier… wie soll ich denn… was kann ich denn…?

Meier:

Du kannst jetzt eines machen: Du nimmst den Taler, läufst jetzt schnell zum Otto, überbringst ihm die Nachricht, dass übermorgen die Steuern gezahlt werden müssen, denn sonst haben alle Nachbarn, die es noch nicht wissen, ein Riesenproblem. Und was deinen Sack Weizen angeht… da finden wir schon eine Lösung.

Bauer:

Oh, das wäre… ja, das wäre…

Meier:

Nun lauf schon! Und vergiss den Taler nicht!

Bauer:

Bin schon unterwegs! Und gleich wieder da… ohne Taler!

 

Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum