<< < Station: [17] Auswanderergepäck


M: Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten die ersten Föhrer nach Amerika aus. Seefahrer hatten von Goldfunden in Kalifornien gehört und witterten ihr Glück. Es war der Beginn der ersten Auswanderungswelle. Als auf Föhr knapp 20 Jahre später die preußische Militärpflicht eingeführt wurde, stiegen die Auswanderungszahlen sprunghaft an.

F: In der Vitrine sehen Sie ein exemplarisches Reisegepäck, mit dem die Überfahrt ab Bremerhaven gewagt wurde: Brille und Bibel, das Trachtentuch und etwas Schmuck und zur Erinnerung ein Schmuckbild, das aus den Haaren der zurückbleibenden Familienangehörigen geflochten wurde.

M: Die Überfahrt war keine Vergnügungsreise. Nur wenige hatten das Geld für die erste oder zweite Klasse. Die meisten Auswanderer reisten im Zwischendeck zu hunderten in niedrigen Räumen eingepfercht. Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal, ansteckende Krankheiten grassierten. Nicht wenige starben auf der Überfahrt.

F: In den USA angekommen, arbeitete die erste Generation der Föhrer Auswanderer meist als Goldwäscher. Hatten sie in dem neuen Land Fuß gefasst, dann holten die Auswanderer Verwandte und Bekannte nach: Eine so genannte Kettenwanderung begann und in den Vereinigten Staaten bildeten sich ganze Communitys von Föhrer Auswanderern.

M: Wenn Sie sich umwenden, sehen Sie gleich neben dem Durchgang die Fahne des „Föhr-Amrumer-Krankenunterstützungsvereins“. Der Verein wurde 1884 in Brooklyn, New York gegründet – im Saloon der Brüder Jappen aus Toftum, Föhr.

F: Das Vereinslokal wurde zum beliebten Treffpunkt der Einwanderer von Föhr und Amrum. Hier wurden Föhrer Traditionen gepflegt und Feste wie zu Hause gefeiert. Das ursprüngliche Ziel dieses Vereins aber war die gegenseitige Unterstützung der ausgewanderten Insulaner in Krankheits- und Sterbefällen.

M: Die enge Bindung an die Heimat führte dazu, dass viele Auswanderer nach einigen Jahren zurückkamen, um sich einen Ehepartner zu suchen und mit diesem wieder zurück in die Vereinigten Staaten zu gehen. Hatten sie es dann zu Geld gebracht, kehrten viele Familien für immer zurück und bauten sich mit dem Ersparten eine neue Existenz hier auf der Insel auf.

Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum