Wohlstand, Freiheit, Abenteuer – das waren die Hoffnungen, die über 300.000 Menschen aus Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert dazu bewegten, in den USA ein neues Leben zu beginnen. Die Ausstellung „Vom Streben nach Glück“ veranschaulicht die Geschichte dieser Auswanderungsbewegung, beleuchtet die Ursachen, zeichnet Reisewege nach und schildert Biografien westfälischer Emigranten. Neben Fotos und Postkarten ist ein Schiffsmodell zu sehen. Auswanderungsursachen Nicht nur wirtschaftliche Not, die vor allem in den ländlich geprägten Regionen Westfalens der Hauptgrund für die Auswanderung war, trieb die Menschen in die Ferne. Auch politische Unzufriedenheit bewegte die Menschen dazu, ihre deutsche Heimat zu verlassen. Prominenteste Gruppe dieser politischen Auswanderer waren die Anhänger der revolutionären Bewegung um das Jahr 1848. Agenten vermittelten den Ausreisewilligen die Schiffsfahrkarten für die Überfahrt in die USA. Die Reise begann meist in den beiden großen deutschen Auswandererhäfen in Bremerhaven und Hamburg. Schiffsmodelle sowie Postkarten und Werbeplakate der Reedereien zeigen anschaulich, wie diese Schiffe aussahen. Eine nicht geringe Zahl, besonders männliche Auswanderer, traten eine regelrechte Flucht an, um sich dem Militärdienst zu entziehen. Deutsche in der Neuen Welt Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hatten über acht Millionen Menschen in Nordamerika deutsche Vorfahren. Sie lebten als Farmer in den nördlichen Staaten des Mittleren Westens, waren aktiv in der Kultur, in der Politik und im Wirtschaftleben der Vereinigten Staaten. Vor allem der Bundestaat Indiana mit seiner Hauptstadt Indianapolis wurde zu einem Zentrum deutschen Wirkens. In Fort Wayne brauten und vertrieben die Dortmunder Berghoff-Brüder „Dortmunder Beer“. Clemens Vonnegut aus Münster brachte es mit einem Haushalts- und Eisenwarenhandel in kurzer Zeit zu Reichtum. Und William Edward Boeing, Sohn eines Einwanderers aus dem heutigen Hagen, gelang es gar, einen Weltkonzern aufzubauen. Neben Knowhow brachten die Deutschen auch das Vereinswesen mit in die neue Heimat: In den meisten Städten des Mittleren Westens gab es Männerchöre und Turnvereine, auch Karneval wurde gefeiert. Die alteingesessenen Amerikaner konnten mit dieser Art der Freizeitbeschäftigung nichts anfangen. Die Deutschen blieben lange unter sich. Erst in den 1920ern wurden zum Beispiel die Turnvereine für alle Amerikaner populär. Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg veränderte sich das Verhältnis zwischen Amerikanern und Deutschen. Viele Familiennamen wurden amerikanisiert, deutsche Zeitungen, Reklametafeln und Bräuche verschwanden aus der Öffentlichkeit. Ein eigenes Kapitel widmet die Ausstellung dem Thema Vertreibung und Verfolgung nach 1933. So wanderten mehr als 120.000 deutsche Juden und Intellektuelle nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Amerika aus. Kooperationspartner der Ausstellung ist die Arbeitsstelle für Deutsch-Amerikanische Bildungsgeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Begleitbuch Vom Streben nach Glück. 200 Jahre Auswanderung aus Westfalen nach Amerika. (Hg.) LWL-Industriemuseum, Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur, Willi Kulke. 164 Seiten, Essen 2016, ISBN 978-3-8375-1616-6, Preis: 14,95 Euro. Begleitveranstaltungen Das BauernhausMuseum bietet im Rahmen seines Halbjahresprogramms Begleitveranstaltungen an.
14. Apr 2019 - 00:00
Dornberger Str 82
Bielefeld
33619
Germany

Current event for "Bauernhausmuseum Bielefeld"

Vom Streben nach Glück - 200 Jahre Auswanderung aus Westfalen nach Amerika

14. Apr 2019 - 00:00 – 06. Oct 2019 - 00:00
Bauernhausmuseum Bielefeld

Wohlstand, Freiheit, Abenteuer – das waren die Hoffnungen, die über 300.000 Menschen aus Westfalen im 19. und 20. Jahrhundert dazu bewegten, in den USA ein neues Leben zu beginnen.

Die Ausstellung „Vom Streben nach Glück“ veranschaulicht die Geschichte dieser Auswanderungsbewegung, beleuchtet die Ursachen, zeichnet Reisewege nach und schildert Biografien westfälischer Emigranten. Neben Fotos und Postkarten ist ein Schiffsmodell zu sehen.

Auswanderungsursachen
Nicht nur wirtschaftliche Not, die vor allem in den ländlich geprägten Regionen Westfalens der Hauptgrund für die Auswanderung war, trieb die Menschen in die Ferne. Auch politische Unzufriedenheit bewegte die Menschen dazu, ihre deutsche Heimat zu verlassen. Prominenteste Gruppe dieser politischen Auswanderer waren die Anhänger der revolutionären Bewegung um das Jahr 1848.

Agenten vermittelten den Ausreisewilligen die Schiffsfahrkarten für die Überfahrt in die USA. Die Reise begann meist in den beiden großen deutschen Auswandererhäfen in Bremerhaven und Hamburg. Schiffsmodelle sowie Postkarten und Werbeplakate der Reedereien zeigen anschaulich, wie diese Schiffe aussahen. Eine nicht geringe Zahl, besonders männliche Auswanderer, traten eine regelrechte Flucht an, um sich dem Militärdienst zu entziehen.

Deutsche in der Neuen Welt
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs hatten über acht Millionen Menschen in Nordamerika deutsche Vorfahren. Sie lebten als Farmer in den nördlichen Staaten des Mittleren Westens, waren aktiv in der Kultur, in der Politik und im Wirtschaftleben der Vereinigten Staaten. Vor allem der Bundestaat Indiana mit seiner Hauptstadt Indianapolis wurde zu einem Zentrum deutschen Wirkens. In Fort Wayne brauten und vertrieben die Dortmunder Berghoff-Brüder „Dortmunder Beer“. Clemens Vonnegut aus Münster brachte es mit einem Haushalts- und Eisenwarenhandel in kurzer Zeit zu Reichtum. Und William Edward Boeing, Sohn eines Einwanderers aus dem heutigen Hagen, gelang es gar, einen Weltkonzern aufzubauen.

Neben Knowhow brachten die Deutschen auch das Vereinswesen mit in die neue Heimat: In den meisten Städten des Mittleren Westens gab es Männerchöre und Turnvereine, auch Karneval wurde gefeiert. Die alteingesessenen Amerikaner konnten mit dieser Art der Freizeitbeschäftigung nichts anfangen. Die Deutschen blieben lange unter sich. Erst in den 1920ern wurden zum Beispiel die Turnvereine für alle Amerikaner populär.

Mit dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg veränderte sich das Verhältnis zwischen Amerikanern und Deutschen. Viele Familiennamen wurden amerikanisiert, deutsche Zeitungen, Reklametafeln und Bräuche verschwanden aus der Öffentlichkeit. Ein eigenes Kapitel widmet die Ausstellung dem Thema Vertreibung und Verfolgung nach 1933. So wanderten mehr als 120.000 deutsche Juden und Intellektuelle nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten nach Amerika aus.

Kooperationspartner der Ausstellung ist die Arbeitsstelle für Deutsch-Amerikanische Bildungsgeschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Begleitbuch
Vom Streben nach Glück. 200 Jahre Auswanderung aus Westfalen nach Amerika. (Hg.) LWL-Industriemuseum, Westfälisches Landesmuseum für Industriekultur, Willi Kulke. 164 Seiten, Essen 2016, ISBN 978-3-8375-1616-6, Preis: 14,95 Euro.

Begleitveranstaltungen
Das BauernhausMuseum bietet im Rahmen seines Halbjahresprogramms Begleitveranstaltungen an.

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