„Wir haben den Löwen“, lautet der Titel einer Sonderpräsentation, die der Domschatz Minden ab dem 16. Juni vier Wochen lang aus Anlass des 850. Jahrestages der Mindener Fürstenhochzeit zeigt. Ausgestellt wird eine Kopie des Mindener Gießlöwen, die Kunsthistoriker seit Jahrzehnten im Privatbesitz vermuteten und die jetzt überraschend als Leihgabe nach Minden kam. Das Original der Löwenaquamanile ist seit dem Mittelalter in der Domschatzkammer dokumentiert und gelangte sehr wahrscheinlich vor 850 Jahren als Geschenk Heinrichs des Löwen an Bischof Werner von Minden in die Bischofsstadt. Der traute am 1. Februar 1168 den Welfen mit der englischen Königstochter Mathilde im Mindener Dom. Schon bei seiner Wahl war Bischof Werner möglicherweise von Heinrich dem Löwen unterstützt worden, der über eine Anhäufung welfischen Besitzes und von Besitzrechten im Gebiet des Bistums Minden verfügte. Geradezu geheimnisvoll dagegen ist die Entstehungsgeschichte der nahezu völlig identischen Kopie des Mindener Gießgefäßes, das im Mittelalter bei der liturgischen Händewaschung verwandt wurde. In die jetzige Eigentümerfamilie aus Celle gelangte der „zweite Löwe“ im Jahr 1950 aus dem Nachlass eines Hildesheimer Dompfarrers, der testamentarisch verfügt hatte, dass der Vater des heutigen Besitzers die Löwenaquamanile bekommen sollte. Der Priester hatte als junger Kaplan den Löwen von einem Braunschweiger Kneipenwirt erworben, in dessen Gaststätte das Gießgefäß seit Jahrzehnten auf dem Tresen stand und auch mal als Aschenbecher genutzt wurde. Während der Wirt damals berichtete, dass der Löwe seit vielen Generationen in Familienbesitz und in diesen durch den Bildersturm in Braunschweig im Jahr 1528 gelangt sei, vermutet die Fachstelle Kunst des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Paderborn eine spätere Herstellung. „Da das Mindener Aquamanile schon in den Jahren 1867 beziehungsweise 1879 publiziert und ausgestellt worden ist, ist es nicht verwunderlich, dass man Nachbildungen des Geräts hergestellt hat, was im 19. Jahrhundert mit oftmals erstaunlicher Qualität geschehen ist“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Karin Wermert. Am Wochenende der Fürstenhochzeit im Rahmen der Mindener ZeitInseln stellt der Domschatz Minden bei öffentlichen Kurz-Führungen die Geschichte der Trauung Heinrichs des Löwen mit Mathilde von England, des Mindener Gießlöwen und der Löwenkopie vor. Die Themen-Führungen beginnen am Samstag, 16. Juni, und Sonntag, 17. Juni, jeweils um 11 Uhr und um 13 Uhr. An beiden Tagen gibt es außerdem um 15 Uhr öffentliche Führungen durch die gesamte Sammlung der Domschatzkammer. Der Eintritt ist an beiden ZeitInsel-Tagen frei, der Domschatz durchgehend von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Gezeigt wird die Sonderpräsentation im Domschatz Minden nach dem ZeitInsel-Wochenende von dienstags bis sonntags, 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16.30 Uhr.
16. Jun 2018 - 00:00
Kleiner Domhof 24
Minden
32423
Deutschland

Aktueller Termin von "Domschatz Minden"

Sonderpräsentation im Domschatz Minden: Wir haben den Löwen

16. Jun 2018 - 00:00 – 15. Jul 2018 - 00:00
Domschatz Minden

„Wir haben den Löwen“, lautet der Titel einer Sonderpräsentation, die der Domschatz Minden ab dem 16. Juni vier Wochen lang aus Anlass des 850. Jahrestages der Mindener Fürstenhochzeit zeigt. Ausgestellt wird eine Kopie des Mindener Gießlöwen, die Kunsthistoriker seit Jahrzehnten im Privatbesitz vermuteten und die jetzt überraschend als Leihgabe nach Minden kam.

Das Original der Löwenaquamanile ist seit dem Mittelalter in der Domschatzkammer dokumentiert und gelangte sehr wahrscheinlich vor 850 Jahren als Geschenk Heinrichs des Löwen an Bischof Werner von Minden in die Bischofsstadt. Der traute am 1. Februar 1168 den Welfen mit der englischen Königstochter Mathilde im Mindener Dom. Schon bei seiner Wahl war Bischof Werner möglicherweise von Heinrich dem Löwen unterstützt worden, der über eine Anhäufung welfischen Besitzes und von Besitzrechten im Gebiet des Bistums Minden verfügte.

Geradezu geheimnisvoll dagegen ist die Entstehungsgeschichte der nahezu völlig identischen Kopie des Mindener Gießgefäßes, das im Mittelalter bei der liturgischen Händewaschung verwandt wurde. In die jetzige Eigentümerfamilie aus Celle gelangte der „zweite Löwe“ im Jahr 1950 aus dem Nachlass eines Hildesheimer Dompfarrers, der testamentarisch verfügt hatte, dass der Vater des heutigen Besitzers die Löwenaquamanile bekommen sollte. Der Priester hatte als junger Kaplan den Löwen von einem Braunschweiger Kneipenwirt erworben, in dessen Gaststätte das Gießgefäß seit Jahrzehnten auf dem Tresen stand und auch mal als Aschenbecher genutzt wurde.

Während der Wirt damals berichtete, dass der Löwe seit vielen Generationen in Familienbesitz und in diesen durch den Bildersturm in Braunschweig im Jahr 1528 gelangt sei, vermutet die Fachstelle Kunst des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Paderborn eine spätere Herstellung. „Da das Mindener Aquamanile schon in den Jahren 1867 beziehungsweise 1879 publiziert und ausgestellt worden ist, ist es nicht verwunderlich, dass man Nachbildungen des Geräts hergestellt hat, was im 19. Jahrhundert mit oftmals erstaunlicher Qualität geschehen ist“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Karin Wermert.

Am Wochenende der Fürstenhochzeit im Rahmen der Mindener ZeitInseln stellt der Domschatz Minden bei öffentlichen Kurz-Führungen die Geschichte der Trauung Heinrichs des Löwen mit Mathilde von England, des Mindener Gießlöwen und der Löwenkopie vor. Die Themen-Führungen beginnen am Samstag, 16. Juni, und Sonntag, 17. Juni, jeweils um 11 Uhr und um 13 Uhr. An beiden Tagen gibt es außerdem um 15 Uhr öffentliche Führungen durch die gesamte Sammlung der Domschatzkammer. Der Eintritt ist an beiden ZeitInsel-Tagen frei, der Domschatz durchgehend von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Gezeigt wird die Sonderpräsentation im Domschatz Minden nach dem ZeitInsel-Wochenende von dienstags bis sonntags, 10 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16.30 Uhr.

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