<< < Station: [19] Die Montagsdemonstrationen


M: Zwei Kerzen, nicht besonders groß, ja geradezu unscheinbar. Doch diese Kerzen halfen dabei, ein ganzes politisches System aus den Angeln zu heben.

F: Der 4. September 1989 ist ein Montag – und wie immer an einem Montag findet in der Nikolaikirche in Leipzig das Friedensgebet statt. Doch dieses Mal ist etwas anders: Es bleibt nicht einfach nur beim Gebet. Im Anschluss gehen mehr als 1.000 Menschen auf die Straße. Die meisten, die an diesem 4. September demonstrieren, wollten nicht raus aus der DDR. Aber …

M:… sie wollen Reformen, Veränderungen. Die Demonstranten fordern unter anderem Reisefreiheit, Meinungsfreiheit und Mitspracherecht. Stasi und Volkspolizei halten sich an diesem Montag zurück, immerhin sind westliche Medien vor Ort. Diese berichten und machen die Demonstration bekannt – in der Bundesrepublik, vor allem aber in der DDR.

F: Immer mehr Menschen fassen nun Mut und gehen auf die Straße. Am 9. Oktober 1989 sind es in Leipzig schon unglaubliche 70.000. Diese Demo ist die erste Großdemonstration in der DDR seit dem Volksaufstand von 1953. Und wir erinnern uns: die Proteste am 17. Juni wurden blutig niedergeschlagen. Die Demonstration in Leipzig sollte dagegen der Höhepunkt dessen werden, was wir heute die „Friedliche Revolution“ nennen. 

M: Dass es friedlich bleiben würde, war damals aber alles andere als klar. Wenige Tage zuvor waren Demonstranten in Ost-Berlin und anderen Orten noch brutal niedergeknüppelt worden. Und auch in Leipzig stehen schon Volkspolizei, NVA und bewaffnete Betriebskampfgruppen bereit. Doch die SED-Bezirksleitung lässt die Demonstranten gewähren. Die Menschen in Leipzig fordern: "Keine Gewalt“ und … („Wir sind das Volk!“)

F: In den kommenden Wochen bekommen die Demonstrationen immer größeren Zulauf, nicht nur in Leipzig, sondern im ganzen Land. Am 4. November 1989 findet in Ost-Berlin auf dem Alexanderplatz eine Kundgebung mit etwa einer Million Menschen statt! Es ist eine der größten Demonstrationen der deutschen Geschichte. Die schwarz-weiß Fotografien an der Wand – wie auch unten im Eingangsbereich – spiegeln eindrücklich die damalige Stimmung wider.

Foto: © DDR-Museum Pforzheim