
„Theatre Picasso“ in der Tate Modern: Picasso als Performer
17. September 2025 – 12. April 2026 | George Economou Gallery, Tate Modern, Bankside, London SE1
Konzept & Kuratoren
Anlässlich des hundertsten Jahrestages seines bahnbrechenden Gemäldes Die drei Tänzerinnen (1925) inszenieren der zeitgenössische Künstler Wu Tsang und der Schriftsteller und Kurator Enrique Fuenteblanca die Tate Modern als Bühne: Die Galerie wird zur Theaterbühne, auf der Picasso als Performer inszeniert wird. Über 45 Werke – Gemälde, Skulpturen, Textilien, Papierarbeiten – verbinden Tate-Bestände mit bedeutenden europäischen Leihgaben, einige davon erstmals im Vereinigten Königreich zu sehen.
Inhalt & thematische Ausrichtung
Picassos Faszination für Darsteller – etwa Tänzer, Entertainer und Stierkämpfer – war zentral für sein Selbstbild als inszenierter Künstler. Die Ausstellung geht der These nach, dass Picasso seine öffentliche Identität performativ konstruiert hat: Bühne, Maske, Rolle und Mythos werden zu Gestaltungsmitteln seiner Kunst.
Im Zentrum steht Die drei Tänzerinnen. Ihre radikale emotionale Expressivität markiert einen Wendepunkt in Picassos Werk und wird hier nicht nur gefeiert, sondern inszeniert – mitsamt Bühnenstücken, Kostümen und Raumdramaturgie. Der kuratorische Ansatz lädt dazu ein, die Ausstellung als Theaterhandlung zu begreifen, in der Picasso sich selbst zur Rolle gerinnt.
Ausstellungsarchitektur & Atmosphäre
Der George Economou Gallery wird zur Bühne umfunktioniert. Lichtführung, Raumschnitt, Installation und Präsentation wirken bewusst inszeniert, um das Zusammenspiel von Kunst und Performance sichtbar zu machen. Besucher bewegen sich wie Zuschauer in einer Szene, deren Aktionsspuren – die Kunstwerke – ihre Wirkung entfalten.
Warum sehenswert?
- Seltene Leihgaben: Viele Arbeiten stammen aus europäischen Museen und Privatsammlungen und sind zum ersten Mal in Großbritannien zu sehen.
- Neue Perspektiven: Die Ausstellung eröffnet eine neuartige Sicht auf Picasso: als performativen Künstler, der Form, Körper und Rolle ständig neu erfand.
- Interdisziplinär: Malerei, Bühnenbild, Kostümdesign, Fotografie und Textilien werden kombiniert, um ein umfassendes Bild des Künstlers als Theaterfigur zu zeichnen.
Die Tate Modern: Ort & Kontext
Die Tate Modern ist eines der weltweit bedeutendsten Museen für moderne und zeitgenössische Kunst. Sie residiert seit 2000 in der ehemaligen Bankside Power Station, gestaltet von Herzog & de Meuron, und präsentiert internationale Kunst ab 1900. Mit rund 4,7 Millionen Besucher:innen im Jahr 2023 zählt sie zu den am stärksten frequentierten Kunstinstitutionen überhaupt .
Der Ausstellung bedeutet einen wichtigen Schritt: Erstmals in ihrer Geschichte thematisiert Tate Modern Leonard Picassos performative Konstruktion seiner Identität mithilfe zeitgenössischer Kuratoren und künstlerischer Schauformen.
Fazit
„Theatre Picasso“ ist ein vergleichsweise wenig erwarteter Zugang zu einem bekannten Künstler. Statt Rückblick folgt Inszenierung: Picasso wird als Performer gedacht, seine Werke als Rollen konstruiert. Die Ausstellung zeigt die künstlerische Identität als Bühne – und lädt Besucher ein, Zeugen einer Inszenierung zu sein, deren Kraft an jener eines dramatischen Stücks erinnert.
Für kultivierte Besucher, die Picassos Kunst neu denken wollen: Hier trifft Bühne auf Bild, Mythenbildung auf Museographie. Ein Muss für alle, die Kunst als Inszenierung und Identität als performativen Akt begreifen.
Praktische Informationen für den Besuch
- Ort: George Economou Gallery, Tate Modern, Bankside, London SE1 9TG
- Ausstellungszeitraum: 17. September 2025 – 12. April 2026
- Öffnungszeiten: täglich 10:00–18:00 Uhr; letzte Einlass 17:30 Uhr
Quelle:
https://www.tate.org.uk/whats-on/tate-modern/theatre-picasso
Bildnachweis:
Von Argentina. Revista Vea y Lea – http://www.magicasruinas.com.ar/revistero/internacional/pintura-pablo-picasso.htm, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3257370