
Zwei Perspektiven auf eine Epoche: Los Angeles County Museum of Art feiert Impressionismus und Moderne
Die Los Angeles County Museum of Art (LACMA) lädt in diesem Winter zu einem beeindruckenden Doppelschlag ein, der die Kunstgeschichte des Impressionismus und der Moderne in den Mittelpunkt rückt. Die beiden Ausstellungen „Collecting Impressionism“ und „Village Square: Gifts of Modern Art from the Pearlman Collection“ erzählen eine facettenreiche Geschichte von Sammlerleidenschaft, künstlerischer Innovation und der kulturellen Entwicklung einer Metropole, die sich zu einem Zentrum der globalen Kunstwelt etabliert hat.
Historischer Kontext: Impressionismus und Moderne als Wendepunkte
Der Impressionismus markierte gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen radikalen Bruch mit akademischen Traditionen. Er feierte die Flüchtigkeit des Augenblicks, das Spiel von Licht und Farbe sowie die Darstellung des modernen Lebens. Die darauffolgende Moderne weitete diese Experimente aus und lotete die Grenzen der Form, des Mediums und der Themen aus. Beide Bewegungen wurden durch die Leidenschaft der Sammler weltweit verbreitet – und genau hier setzt das kuratorische Konzept der beiden Ausstellungen an.
Die Schwerpunkte der Ausstellungen
„Collecting Impressionism“ (21. Dezember 2025 bis 7. Januar 2027) blickt in die Geschichte der Impressionismus-Sammlung des LACMA, die sich über Jahrzehnte hinweg durch Schenkungen, gezielte Ankäufe und strategisches Sammlungsmanagement entwickelt hat. Präsentiert werden über 100 Werke, darunter Claude Monets „The Artist’s Garden, Vétheuil“ (1881) oder Vincent van Goghs „Tarascon Stagecoach“ (1888) – beide kürzlich erworbene Meisterwerke. Neben Gemälden stehen auch Fotografien, Drucke, Mode und dekorative Kunst im Zentrum der Schau, was den interdisziplinären Charakter der Sammlung unterstreicht.
„Village Square“ (22. Februar bis 5. Juli 2026) nimmt die Pearlman Collection in den Fokus, eine der bedeutendsten privaten Sammlungen der Postimpressionisten und der frühen Moderne. Unter den Höhepunkten finden sich Paul Cézannes „Mont Sainte-Victoire“ (ca. 1904–06) sowie Werke von Edgar Degas, Henri de Toulouse-Lautrec und Amedeo Modigliani. Die Ausstellung zeichnet nicht nur die Entwicklung der Moderne nach, sondern beleuchtet auch die Rolle des Sammlers Henry Pearlman, der durch enge Beziehungen zu Künstlern wie Oskar Kokoschka selbst Teil dieser Geschichte wurde.
Das kuratorische Konzept und Inszenierung
Beide Ausstellungen setzen auf einen narrativen Ansatz, der die Entwicklung der jeweiligen Sammlungen betont. „Collecting Impressionism“ ist nach Erwerbsdaten strukturiert und hebt damit die wechselnden Geschmäcker und Prioritäten des Museums hervor. Die Ausstellung integriert Fallstudien zu Provenienz und Technik einzelner Werke, die das Verständnis für die spezifischen Kontexte der Sammlung vertiefen.
„Village Square“ hingegen betont die persönliche Dimension einer Privatsammlung. Die Inszenierung verknüpft kunsthistorische Entwicklungen mit den biografischen Geschichten des Sammlers und der Künstler selbst. Eine besondere Stärke der Ausstellung liegt in der Verbindung von Werken und deren Herkunftsgeschichten – etwa Modiglianis „Portrait of Jean Cocteau“ (ca. 1916), das die Pariser Künstlerszene jener Zeit lebendig werden lässt.
Herausragende Werke und Leihgaben
Zu den absoluten Höhepunkten zählen Monets „Nymphéas“ (1897–98) und Cézannes „Mont Sainte-Victoire“, die exemplarisch die Bandbreite der beiden Bewegungen illustrieren. Auch die Einbindung von Modeobjekten wie einem Kleid von Maison Rouff (ca. 1897) erweitert die Perspektive auf den Impressionismus, indem die künstlerische Auseinandersetzung mit Mode und Bewegung hervorgehoben wird.
Einordnung in die Gegenwart
Beide Ausstellungen reflektieren nicht nur die kunsthistorische Bedeutung ihrer Werke, sondern auch die Rolle von Museen als lebendige Archive kultureller und sozialer Dynamiken. In einer Zeit, in der kulturelle Institutionen zunehmend auf Diversität und neue Perspektiven setzen, zeigt LACMA, wie historische Sammlungen kritisch hinterfragt und neu interpretiert werden können.

Das LACMA: Ein architektonisches und kulturelles Juwel
LACMA, das größte Kunstmuseum der westlichen USA, bietet mit seinem Resnick Pavilion die ideale Kulisse für diese beiden Ausstellungen. Die klare, lichtdurchflutete Architektur des Pavilions hebt die Werke hervor und schafft ein kontemplatives Umfeld für die Auseinandersetzung mit der Kunst. Mit einer Sammlung, die über 150.000 Objekte umfasst, ist LACMA ein unverzichtbarer Ankerpunkt in der internationalen Kunstlandschaft.
Praktische Informationen für den Besuch
- „Collecting Impressionism“: 21. Dezember 2025 bis 7. Januar 2027
- „Village Square“: 22. Februar bis 5. Juli 2026
- Ort: Resnick Pavilion, LACMA, 5905 Wilshire Boulevard, Los Angeles, CA 90036
- Öffnungszeiten: Montags, dienstags und donnerstags 11:00–17:00 Uhr, freitags bis sonntags 10:00–19:00 Uhr, mittwochs geschlossen.
- Eintritt: 25 USD (Ermäßigt: 16 USD), Kinder unter 17 Jahren frei.
- Anreise: Gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Parkmöglichkeiten vor Ort.
Fazit
Mit den beiden Ausstellungen gelingt LACMA ein eindrucksvoller Blick auf zwei zentrale Epochen der Kunstgeschichte. Während „Collecting Impressionism“ die institutionelle Sammlergeschichte reflektiert, bietet „Village Square“ eine persönliche Annäherung an die Moderne. Beide Schauen ergänzen sich und zeigen, wie lebendig und relevant die Auseinandersetzung mit der Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts heute noch ist. Ein Pflichttermin für Kunstliebhaber und ein eindrucksvolles Zeugnis für die kulturelle Strahlkraft von Los Angeles.
Weitere Informationen: LACMA – Collecting Impressionism
Bildnachweis: Jean Béraud, A Parisian Street Scene: Boulevard des Capucines, c. late 1897–early 1898, Los Angeles County Museum of Art, gift of the 2024 Collectors Committee with additional funds provided by Rob Levine and Larry Ginsberg, photo © Museum Associates/LACMA



