
Göttliche Bilderwelt: Die Ausstellung „Divine Egypt“ im Metropolitan Museum of Art
Mit „Divine Egypt“ widmet sich das renommierte Metropolitan Museum of Art in New York einem zentralen Thema der altägyptischen Kultur: der Darstellung und Verehrung der Götter. Diese Ausstellung, die vom 12. Oktober 2025 bis zum 19. Januar 2026 in den Tisch Galleries des Museums zu sehen sein wird, ist die erste große Präsentation ägyptischer Kunst in über einem Jahrzehnt und bietet mit mehr als 200 Werken aus über 3000 Jahren einen faszinierenden Einblick in das Pantheon und die religiöse Praxis des Alten Ägyptens.
Kultureller Kontext: Die Götterwelt des Alten Ägyptens
Das religiöse System des Alten Ägyptens war durch eine bemerkenswerte Vielfalt und Wandelbarkeit geprägt. Über 1500 Gottheiten gehörten zu diesem Pantheon, viele davon mit sich überschneidenden Attributen und Darstellungsformen, die sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelten. Im Zentrum stand jedoch stets der Versuch, die Verbindung zwischen der menschlichen und der göttlichen Welt zu manifestieren – ein Anliegen, das durch die Kunst und ikonografische Vielfalt eindrucksvoll zum Ausdruck gebracht wurde.
Die Ausstellung: Themen und Highlights
„Divine Egypt“ konzentriert sich auf die visuelle Identität von 25 Hauptgottheiten, darunter Horus mit seinem Falkenkopf, die löwenköpfige Göttin Sakhmet, der Sonnengott Re und der mumiengestaltige Osiris. Diese Bilder waren weit mehr als bloße Darstellungen; sie galten als Gefäße, durch die die Götter im Kult lebendig wurden. Die ausgestellten Werke reichen von monumentalen Statuen über filigrane Goldfiguren bis hin zu lebendig schimmernden Objekten aus Lapislazuli und Faience.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Nachbildung einer göttlichen Barke, die von einem goldenen Amun-Standbild geziert wird. Solche Barkenschiffe waren zentrale Elemente religiöser Feste, bei denen die Gottheiten in Prozessionen durch die Straßen getragen wurden, um den Menschen nahe zu sein. Ein weiteres Highlight ist das „Triad of Osiris, Horus, and Isis“, eine goldene Skulptur, die dem Louvre entliehen ist und die enge Verbindung zwischen diesen zentralen Gottheiten illustriert.
Kuratorisches Konzept und Inszenierung
Die Ausstellung folgt einer klar strukturierten Narration, die von der Identität der Götter über ihre Darstellung bis hin zu ihrer Rolle in Kult und Alltagsleben reicht. Der Besucher wird durch verschiedene Stationen geleitet, die nicht nur das Pantheon der Götter erschließen, sondern auch die Hierarchie und Interaktion zwischen Pharao, Priestern und dem einfachen Volk beleuchten. Dabei wird auch der Kontrast zwischen öffentlichen und privaten Formen der Frömmigkeit thematisiert – von den kultischen Handlungen in Tempeln bis hin zu Hausaltären und persönlichen Votivgaben.
Einordnung und Relevanz
„Divine Egypt“ erlaubt nicht nur einen neuen Blick auf die altägyptische Kunst, sondern beleuchtet auch die kulturelle Relevanz religiöser Bilder in einer Zeit, in der Fragen nach Spiritualität und Bildsprache wieder verstärkt in den Fokus rücken. Die Ausstellung zeigt eindrücklich, wie stark die Vorstellungen des Göttlichen durch visuelle Codes geprägt waren, die über Jahrtausende Bestand hatten und dennoch wandelbar blieben. Diese Vielschichtigkeit ist nicht nur ein Zeugnis ägyptischer Kultur, sondern auch eine Herausforderung für die heutige Wahrnehmung von Religion und Kunst.
Das Metropolitan Museum of Art: Ein Ort der Begegnung mit der Vergangenheit
Das Met ist eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt und beherbergt eine der umfassendsten Sammlungen ägyptischer Kunst außerhalb Ägyptens. Die weitläufigen Galerien mit ihren monumentalen Skulpturen und intimen Artefakten bieten den idealen Rahmen für eine Ausstellung wie „Divine Egypt“. Die Architektur der Tisch Galleries auf der zweiten Etage ergänzt die Inszenierung durch ihre großzügigen, lichtdurchfluteten Räume, die den Objekten eine angemessene Bühne bieten.
Fazit
„Divine Egypt“ ist eine Ausstellung, die nicht nur durch die Qualität und Seltenheit der ausgestellten Werke, sondern auch durch ihre konzeptionelle Tiefe besticht. Sie bietet eine unvergleichliche Gelegenheit, die Bilderwelt des Alten Ägyptens in ihrer spirituellen und kulturellen Dimension zu erleben. Gleichzeitig regt sie dazu an, über die universellen Fragen nachzudenken, die diese Kunstwerke aufwerfen: die Beziehung zwischen Mensch und Göttlichem, die Rolle der Kunst im Kult und die Macht der Symbole. Ein Besuch ist daher nicht nur für Liebhaber ägyptischer Kunst, sondern für jeden kulturhistorisch Interessierten eine lohnende Erfahrung.
Praktische Informationen für den Besuch
- Ort: The Met Fifth Avenue, Tisch Galleries, 2. Etage, New York City, New York
- Ausstellungszeitraum: 12. Oktober 2025 – 19. Januar 2026
- Öffnungszeiten: Sonntag–Donnerstag: 10–17 Uhr, Freitag–Samstag: 10–21 Uhr
Bildnachweis:
Image credit: Triad of Osiris, Horus, and Isis. From Egypt, probably Thebes, Karnak Temple. Third Intermediate Period, Dynasty 22, reign of Osorkon II (about 872–837 BCE). Gold inlaid with lapis lazuli. Acquired in 1872. Paris, Louvre Museum, Department of Egyptian Antiquities (E 6204). © 2025 GrandPalaisRmn (Louvre Museum). Photo: Mathieu Rabea.
Quelle:
https://www.metmuseum.org/press-releases/divine-egypt