Station: [20] Maschinensaal


Das Geschäft mit der Zigarre florierte noch bis zum Ende der Weimarer Republik. 1929 gab es hier zwischen Offenburg und Emmendingen 263 Tabak verarbeitende Betriebe, für die rund 13.000 Menschen arbeiteten. Damit kamen 10% aller deutschen Zigarrenarbeiter aus unserer Region. Im europäischen Ausland fing man an, die Produktionsprozesse bei der Zigarrenherstellung zu modernisieren. Vor allem aus Schweden und Holland kamen Maschinen, die die Abläufe rationalisierten und Arbeitsplätze ersetzten.

Solche Maschinen waren in Deutschland ab 1933 per Gesetz von den Nationalsozialisten verboten. Der Erhalt von Arbeitsplätzen hatte Vorrang, besonders, da er für propagandistische Zwecke genutzt werden konnte. 

Das Maschinenverbotsgesetz hatte bis in die 1950er Jahre Bestand. Die Folge: deutsche Tabakunternehmen konnten bei der Produktion mit dem europäischen Ausland nicht mehr mithalten. 1955 zählte der Verband der Oberbadischen Zigarrenhersteller nur noch 77 produzierende Mitglieder. 58 davon machten in den kommenden zwei Jahren von einer staatlichen Liquidationshilfe Gebrauch und schlossen ihre Betriebe. Die verbliebenen Unternehmen benötigten einige Jahre, um wirtschaftlich den Anschluss zu finden. Es fehlte vor allem an Facharbeitern und Produktionsmaschinen. Hier musste die Branche zunächst auf gebrauchte Modelle aus dem europäischen Ausland zurück greifen. 

Nicht nur bei den Produktionsabläufen gab es Veränderungen in der Tabakindustrie, auch die Rauchgewohnheiten haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg geändert. Die Zigarette hatte der Zigarre längst den Rang abgelaufen und die Zigarette sollte jetzt leicht schmecken. Dank der spendablen US-Soldaten haben die Deutschen während der Besatzung die Vorzüge der amerikanischen, leichten Zigarette aus hellem Tabak kennengelernt.

In der Maschinenbauer-Lehrlingswerkstatt der Firma Roth-Händle wurde in den 60er Jahren dieser Schaukasten hergestellt, der die Abläufe bei der Herstellung der Zigarette zeigt.

Aber auch die Zigarettenproduktion konnte sich in der Region nicht dauerhaft halten. Im Jahr 2007 schloss auch das Unternehmen Roth-Händle, das mittlerweile im Reemtsma Konzern aufgegangen war, seine Pforten für immer.

Aber - eine Ausnahme gibt es doch, oder zwei: Die Manufaktur Herr Lehmann aus Lahr produziert noch heute in alter Tradition handgewickelte  Zigarren. Und, die international erfolgreiche Zigarren Firma Villiger hat in Waldshut -Tiengen einen Produktionsstandort. 

Auch der Tabakanbau besteht in der Region weiterhin, und die Marktnachfrage nach dem badischen Tabak ist gut.

©-Alle Abbildungen: Oberrheinisches Tabakmuseum Mahlberg