Station: [23] August Friedrich Ernst Langbein


Jetzt wird es poetisch. Schloss Radeberg ist nämlich auch die Geburtsstätte eines im 19. Jahrhundert vielgelesenen Dichters!

August Friedrich Ernst Langbein erblickte 1757 hier im Schloss das Licht der Welt, mitten im Siebenjährigen Krieg, der dem Kurfürstentum Sachsen schwer zusetzte. Langbeins Vater war Amtmann, wie sein Großvater auch schon.

Und Langbein selbst sollte es – nach dem Willen seines Vaters – auch werden. Als Erstgeborener von 15 Kindern wird er in jungen Jahren auf die Eliteschule Sankt Afra in Meißen geschickt. Er studiert Jura, versucht sich als Anwalt und wird schließlich Kanzlist im Geheimen Archiv in Dresden.

Im Jahr 1800, nach 14 Jahren ödem Dienst, fällt er eine folgenschwere Entscheidung: Er kündigt, heiratet und zieht nach Berlin, wo er fortan als freier Schriftsteller lebt. Langbein ist 43 Jahre alt. Sein Vater, der immer noch gehofft hatte, ihn für den Amtsdienst in Radeberg zu gewinnen, versagt ihm fortan jede finanzielle Unterstützung.

Doch die könnte Langbein dringend gebrauchen! Seine Gedichte, Geschichten, Lustspiele und Schwänke sind zwar äußerst beliebt. Doch trotz des Erfolges beim breiten Publikum führt er ein karges Leben, ständig von Armut bedroht. In den 20 Jahren seines freien Schriftstellerlebens entstehen Romane mit Titeln wie „Tomas Kellerwurm“, „Magister Zippels Brautfahrt“ oder „Der graue König“ – die heute weitgehend vergessen sind. Auch Balladen und Aphorismen gehören zu seinem Repertoire:

Wie töricht ist doch das Beginnen der Alten, die jeden Heller an Ketten halten!

Sie stehen am Ziel ihres Wegs durch die Welt und sorgen noch ängstlich für Reisegeld.

1820, mit über 60 Jahren, überträgt man dem armen Poeten schließlich das Amt des „Zensors für schöngeistige Literatur“. Langbein steht wieder in Lohn und Brot. Angeblich soll er sogar eigene Jugendwerke auf den Index gesetzt und aus den Katalogen der Leihbibliotheken gestrichen haben. Doch vielleicht ist dies auch nur die gezielt gestreute Legende eines allzu phantasiebegabten Schriftstellers?

Eins jedoch ist sicher: Seit 1885, knapp 50 Jahre nach Langbeins Tod, trägt die Straße, die direkt vor dem Schloss vorbeiführt, den Namen „Langbeinstraße“. Sie erinnert so an den Dichter, und darüber hinaus an den Vater und Großvater Langbein, die als Amtmänner auf dem Schloss lebten.

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Lesung Langbein: CD „Ein leerer Topf braucht keinen Deckel. Spitzzüngiges von August Friedrich Ernst Langbein". Es musiziert Annette Weirauch © Verein Schloss Klippenstein e.V. 2007

Alle Abbildungen: © Museum Schloss Klippenstein