Station: [9] Heu-/Futterboden: Heu- und Wiesenwirtschaft


Hinter den Wohn- und Schlafräumen im ersten Stock kamen die Arbeitsräume: Der Bereich vom Vorhang bis zu dem Durchgang ist noch Teil des ursprünglichen Wohnstallhauses, der Heu- und Futterboden hinter dem Durchgang befindet sich über dem Schweinestall und entstand somit erst mit dem Anbau von 1862.

Schauen Sie sich zuerst hinten, auf dem Futterboden, um. Er hatte in der Heu- und Wiesenwirtschaft der Mittelbauern eine wichtige Funktion, denn hier lagerte man das Heu ein – also das Viehfutter, das den ganzen Winter über reichen musste. Und hier sehen Sie heute die Werkzeuge, die man zur Herstellung des Heus brauchte: einen riesigen Rechen beispielsweise, der so breit ist wie die gesamte hintere Giebelwand. Mit ihm konnte das Heu gewendet und zusammengerecht werden, bevor man es einfuhr.

Werfen Sie im vorderen Raum auch einen Blick auf die linke Seite. Hier geht es um die Verarbeitung von Flachs – einer etwa hüfthoch wachsenden Pflanze, aus deren Fasern man Leinenstoff fertigt. Bei der Verarbeitung von Flachs bzw. Leinen werden als erstes die Stängel von den Samenkapseln getrennt. Danach werden die langen Halme auf der Flachsbreche vielfach in sich gebrochen, damit der harte, holzige Kern herausfällt. Die verbleibenden, elastischen Fasern können nun „gehechelt“, also über große Nagelkissen gestrichen werden. Dabei richten sich die Fasern parallel zueinander aus und minderwertige Fasern werden herausgestrichen. Nun ist der Flachs reif zur Weiterverarbeitung. Vielleicht haben Sie im Erdgeschoss schon das Spinnrad bemerkt? Das kommt jetzt ins Spiel: Der mehrfach gekämmte Flachsballen wird oben auf dem Spinnrad befestigt. Dann werden die Fasern aus dem Ballen herausgezupft, in ständiger Bewegung, zwischen Zeigefinger und Daumen, zu einem gleichmäßigen Faden gesponnen und auf eine Spule gewickelt. Der Garnfaden ist fertig und das nächste Loch in der Hose kann kommen!

Im vorderen Bereich, kurz hinter den Schlafräumen, erhalten Sie Einblick in weitere Beschäftigungen, denen die Bauernfamilie in den Wintermonaten nachging. Wenn man nicht täglich aufs Feld hinausmusste, war die Zeit gekommen, um die Geräte und Werkzeuge instandzusetzen, einfache Reparaturen durchzuführen, Wagenräder auszubessern oder die Sensen, Messer und Äxte zu schleifen.

Wollte man beispielsweise den Schaft eines Arbeitsgerätes ersetzen, nahm man rittlings auf einem der länglichen Schnitzböcke Platz, fixierte das zu bearbeitende Holzstück in dem mittigen Klemmbock und schnitze oder schliff es dann bequem mit beiden Händen. So war beispielsweise ein langer Ast schnell von seiner Rinde befreit und konnte auf den Rechen, die Sichel oder Sense montiert werden. Im nächsten Frühjahr war dann alles wieder bereit und einsatzfähig.

Alle Abbildungen: © Bauernmuseum Zabeltitz