Station: [16] Carl Peters


Was liegt denn da, eine Bronzebüste, umgefallen im Dreck?

Der Museumsdirektor umschreibt es so: Erst als wir die Idee hatten, das alte Denkmal einfach irgendwo auf den Boden zu legen, waren wir zufrieden mit der Ausstellung zu Carl Peters.

Wieso ist es besser, eine Büste umzukippen, als sie gar nicht auszustellen? Beginnen wir der Reihe nach: 

Carl Peters gilt als Begründer der Kolonie Deutsch Ostafrika, ein Gebiet, das etwa dem heutigen Tansania entspricht. Hier wütete und mordete er auf so grausame Weise, dass man Peters 1892 aus den Kolonien wieder abzog und ihn schließlich unehrenhaft aus dem Reichsdienst entließ. Er bekam die Beinamen blutige Hand und Hänge-Peters.

Trotzdem, bereits 1914 besann man sich wieder auf den einstigen Kolonialisten und schuf ein überlebensgroßes Bronzestandbild, bestimmt für die Ostküste Afrikas. Durch den Ersten Weltkrieg gelangte die Statue nie nach Afrika. Man stellte sie kurz am Hamburger Elbufer auf, dann landetet sie schließlich ungeliebt im Lager eines Hamburger Reeders.

Mit der Erstarkung der Nationalsozialisten wurde Carl Peters wieder als Visionär verehrt. Auf Helgoland fand man 1931 schließlich den passenden Ort für das Ehrenmal. Und - die Helgoländer waren begeistert. Man erinnerte sich: die Deutschen Kolonien in Afrika waren der Tauschpfand um Helgoland unter Kaiser Wilhelm II ins Deutsche Reich einzugliedern. Man hatte Peters nach damaliger Ansicht also viel zu verdanken.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs schaffte es das Ehrenmal, mittlerweile zur Büste geschrumpft, trotz kritischer Stimmen wieder einen Platz im öffentlichen Raum Helgolands zu erhalten. 1990 war auch damit endlich Schluss.

Für das Museum war es eine Herausforderung, den richtigen musealen Rahmen für dieses Stück Geschichte zu finden. Jetzt, mit dem Kopf auf dem Boden, hat die Statue endlich den richtigen Platz in der Ausstellung gefunden.

Alle Abbildungen: © Nordseemuseum Museum Helgoland