Station: [3] Rathausbrunnen, Albert-Sammt-Str. 1


F: Ist die Skulptur auf dem Rathausbrunnen nicht ein wenig furchteinflößend? Auf der einen Seite ist ein Reiter auf der Flucht. Auf der anderen Seite dringt ein Mann durch die Wand. Er scheint Angst zu haben. Sein Gesicht ist schmerverzerrt, er reißt die Arme in die Höhe.

M: Es ist das Steidemer Männle, ein Kunstwerk des Bildhauers Hermann Koziol. Das Steidemer Männle oder das „Halbe Männle“ ist das Wahrzeichen Niederstettens. Wir erzählen seine Geschichte.

F: In Wildentierbach, einer Ortschaft rund sechs Kilometer von Niederstetten entfernt, lebte einst ein Bauer mit seiner Tochter. Es geschah, dass der Knecht sich in das schöne Mädchen verliebte. Der Bauer verwehrte dem Knecht jedoch die Hand seiner Tochter. Sie gerieten in Streit, in dessen Verlauf der Knecht den Bauern erschlug. Ihm blieb nichts als auf ein Pferd zu springen und die Stadt im Galopp zu verlassen.

Er floh in Richtung der freien Stadt Niederstetten. Hätte er sein Ziel erreicht, wäre  er in Sicherheit gewesen. Doch … 

… an der Spitze seiner Verfolger ritt der Schmied. Just in dem Moment als der Knecht zu einem Sprung über die Grenze ansetzte, hieb ihn der Schmied in zwei Teile. So erreichte nur der Oberkörper des Knechts den freien Boden Niederstettens.

M: Grausam, aber es ist nur eine Sage. Auch am Glockenturm der evangelischen Pfarrkirche St. Jakob gibt es das Steidemer Männle, wenn auch weit weniger furchteinflößend als dieses Kunstwerk hier …

F: Doch warum „Steidemer“ Männle?

M: „Steide“ ist der Name von Niederstetten auf Hohenlohisch, ursprünglich sagte man „Stetten“. Das hat sich jedoch zu „Steide“ abgeschliffen.

F: Und? Neugierig geworden? Wenn Sie nun über den Marktplatz gehen, kommen Sie zur Kirche St. Jakob! Doch vorher erzählen wir Ihnen noch eine tierisch gute Geschichte.

Fotos: © Trüpschuch