Station: [16] Vitrine: Wasserspeier, Gesellenbriefe, Zünfte, Handwerksordnung usw.


Gediegenes Kupfer… aus Michigan… Pyrit… Gesteinskristalle… wirklich interessant.

Gar nichts ist interessant!

Hups! Wer hat da gesprochen?

Ich war’s. Der Wasserspeier. Guck dir nicht die ollen Steinbrocken an, sondern lieber, was daraus geworden ist. So was wie ich!

Der Wasserspeier, der Wasserspeier… Ach! Da bist du ja! Römischer Wasserspeier, zweites Jahrhundert nach Christus. Mensch, du siehst ja toll aus. Und bist richtig alt!

Das kann man wohl sagen. Aus feinster Bronze gefertigt und somit fast unverwüstlich! Echte Wertarbeit, von begnadeten Handwerkern hergestellt. Und heute bin ich bestimmt das älteste Ausstellungsstück hier im Museum und bin der lebendige Beweis für die lange Geschichte der Metallverarbeitung.

Und diese Handwerker…

Alles nette Jungs. Ist aber lange her. Und die hießen auch noch nicht Klempner oder Kupferschmiede, sondern irgendwas wie „plumbarius“ oder „aerarius“ oder so… Latein eben.

Ja, Klempner und Kupferschmiede haben sie erst später geheißen.

Viel später.

Erst so im Mittelalter. Als die ersten Zünfte gegründet wurden.

Irgendwann um das Jahr 1100. Da haben sich die verschiedenen Berufsgruppen zusammengetan und organisiert und gesagt: Wir sind jetzt Bäcker, Schuster, Tischler oder eben Kupferschmiede. Und im 15. Jahrhundert sind die ersten Handwerksordnungen niedergeschrieben worden. Da ging es darum, wer sich Bäcker, Schuster, Tischler oder Kupferschmied nennen durfte, was er dafür können musste und welche Rechte und Pflichten er damit einging. 

Die Zunftstatuten regelten das Verhältnis zwischen Meister und Gesellen, die Arbeitszeit, die Zulassung zur Meisterprüfung und die Qualität der Arbeit. Auch die Fürsorge für die Witwen und Waisen der Zunftbrüder war eine wichtige Aufgabe. Im 13. und 14. Jahrhundert trugen die Zünfte wesentlich zur Blüte des Handwerks bei.

Ganz gewiss. Aber wer nicht Mitglied einer solchen Zunft oder Innung war, oder wer aus ihr ausgeschlossen wurde, für den hieß es: Berufsverbot und großes Elend.

So ist es. Und so geschah es auch, als nach der Französischen Revolution der Zunftzwang aufgehoben wurde und praktisch jeder jeden Dienst anbieten konnte. Ohne die geringste Qualitätssicherung. Da war es für die Menschen nochmal so wichtig zu zeigen, dass sie eine umfassende Ausbildung genossen hatten und tadellose Bäcker, Schuster, Tischler oder Kupferschmiede waren. Und wie wichtig das war, das sieht man daran, wie schön in früheren Jahrhunderten die Lehrbriefe, Zeugnisse und Diplome gestaltet waren. Das waren echte Schätze…

… die einem das Überleben sicherten. Ganz richtig. Und wer dann als Kupferschmied oder Klempner noch eine Erfindung machen und ein Patent anmelden konnte, der war ein angesehener Mann!

 

Alle Abbildungen: © Europäisches Klempner- und Kupferschmiedemuseum, Foto: Klaus Hofmann