Station: [1] Schiefer und ein heimeliger Ofen


M:  Schieferdächer?

F: Kennt man.

M:  Schieferfassaden?

F: Kennt man auch.

M:  Aber Bausteine aus Schiefer?

F: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Mögglingen eine Schieferverwertungsgesellschaft gegründet. Man errichtete eine 40 Meter lange Fabrikhalle mit Verbrennungsöfen, Trockengestell, Walzwerk und so weiter. Das Ergebnis dieser Unternehmung kann man hier in dem freigelegten Mauerwerk sehen.

M:  Bei dem Baumaterial handelt es sich um sogenannten Posidonienschiefer. Dieser lagert unter anderem hier, im nördlichen Vorland der Schwäbischen Alb. Man sagt auch Ölschiefer dazu.

F: Und jetzt wird es ein bisschen geologisch! Denn der Name Ölschiefer führt gleich doppelt in die Irre.
 
M:  Zum einen ist das gar kein richtiger Schiefer. Sondern ein Sedimentgestein aus Kalk und Ton, sogenannter Mergel.

F: Zum anderen enthält das Gestein kein Öl in dem Sinne, sondern Kerogen. Das ist das Ausgangsmaterial für Erdöl. Gebildet hat sich das Kerogen vor rund 180 Millionen Jahren, aus abgestorbenen Algen, Bakterien und Plankton. Und nun lange Rede kurzer Sinn: Kerogen ist deshalb spannend, weil es brennt!

M:  Die Mögglinger Schieferverwertungsgesellschaft machte nun Folgendes: Man zerkleinerte und presste den Ölschiefer – und gewann dabei Kerogen. Mit dem wurden dann die Maschinen in der Fabrik befeuert, zum Beispiel die Trocknungsanlage. Aus dem zerkleinerten und gepressten Gestein machte man wiederum Bausteine. Allerdings war das Unterfangen wenig rentabel und daher musste die Fabrik 1922 schließen.

F: Apropos, Wärme und Verbrennen. In der Stube nebenan steht wohl das Schmuckstuck des Hauses: ein großer gusseiserner Ofen. Er stammt vom Sixenhof und war ein Geschenk zur Hochzeit des Jungbauern-Paares Wilhelm und Pauline Bäuerle im Jahr 1908. Der Ofen war in 28 Teile zerlegt und es erforderte viele schlaflose Nächte und eine Menge Tüftelei bis er wieder zusammengesetzt war.

M:  Gefertigt wurde er in den Hüttenwerken in Wasseralfingen, damals Hauptgießerei des Königreichs Württemberg. Vermutlich prangt deshalb groß das königliche Wappen auf dem Ofen. Wer ganz genau hinschaut, kann sogar die Devise des württembergischen Königs entziffern. Aber die kennen Sie ja bestimmt ohnehin, oder!?

Fotos: © Jürgen Bahnmayer