Station: [105] Das Alte Schulhaus


F: Kaum hatte er seine Stelle als Schulmeister angetreten, da stand Michael Lipp 1811 auch schon vor dem ersten großen Problem: Das Schulhaus, in dem er unterrichten sollte, drohte einzustürzen! Zumindest teilweise.

M:  Bis das alte Gebäude jedoch endlich für unbrauchbar erklärt wurde, dauerte es noch mehrere Jahre. Im Herbst 1818 war es dann aber endlich geschafft. Das neue Schulhaus war fertig: „zweistöckig, hell, gesund, geräumig und gut eingerichtet“. Es beherbergte zwei Klassenzimmer, die Lehrerwohnung sowie das Rathaus. Heute sind im sogenannten „Alten Schulhaus“ unter anderem die Bibliothek untergebracht sowie die Kulturbühne, wo regelmäßig Veranstaltungen stattfinden.

F: Michael Lipp war lange Zeit der einzige Lehrer im Dorf. Der Unterricht fand von 8 bis 11 und von 12 bis 15 Uhr statt. Mittwochs und samstags gab´s nachmittags frei. Sonntagsschule war von 12.30 bis 14 Uhr.

M:  Lehrer Lipp war ein äußerst umtriebiger Typ: Er war Organist, Chorleiter und Mesner. Und als Heiligenpfleger verwaltete er zudem das Vermögen der Kirchengemeinde. Er starb 1857. Die Gemeinde benannte später sogar eine ganze Straße nach ihm – die Lehrer-Lipp-Straße.

[Sound: Halali]

F: Das Gegenteil vom braven Lehrer Lipp war ein Mann namens Georg Haintz. Er ist der erste nachgewiesene Schulmeister des Dorfes. Ob Georg Haintz ein guter Lehrer war, darüber ist nichts bekannt. Ein guter Schütze war er allemal.

M:  Im Februar 1710 wurden der Lehrer und sein Komplize, der Bauer Johannes Beck, in der Nacht aus ihren Betten gezogen – und verhaftet. Der VorwurF: Wilderei.

F: Wie konnte es bloß soweit kommen?

M:  Schule fand damals nur in den Wintermonaten statt. Im Sommer musste der Lehrer also zusehen, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente. Zu den Abnehmern seiner illegalen Unternehmung gehörten unter anderem mehrere Pfarrer, ein Amtsschreiber sowie ein Wirt. Die Obrigkeit hielt den Lehrer gar für den Anführer einer ganzen „Wildererherde“.

F: Georg Haintz war sich derweil keiner Schuld bewusst. Wildern sei doch keine Sünde, sein Pfarrer sehe das übrigens ähnlich, und überhaupt habe er ja auch nie auf einen Jäger geschossen. Stattdessen bete er jeden Tag fünf Vaterunser und fünf Ave-Maria.

M:  Doch all seine Beteuerungen halfen nichts. Am 7. Juni 1710 wurde der „Erzbösewicht und Erzwilderer“ Georg Haintz hingerichtet. In diesem Sinne: Halali. 

Foto: © Jürgen Bahnmayer