Station: [24] Der Feldfruchtgarten


M: Lange Reihen von Flachbeeten erstrecken sich hinter dem Pumpenhaus mit dem hohen Schornstein. Sie geben einen Einblick in die Vielfalt des Feldanbaus, wie er im Mittelalter außerhalb der Klostermauern gepflegt wurde. Denn die Besitzungen der Chorherren erstreckten sich weit in das Umland. Hier wurde Getreide angebaut, darunter in Vergessenheit geratene Arten wie Emmer oder Einkorn. Sie wurden von den Laienbrüdern des Stifts Jerichow kultiviert. Sie alle sind hier wieder angepflanzt worden.

F: Die Klöster leisteten im Mittelalter einen wesentlichen Beitrag zur Verwandlung der wilden Natur in eine Kulturlandschaft, wie sie bis heute existiert. Sie wurden bewusst in unerschlossenen Gegenden angesiedelt, um Sümpfe trockenzulegen, Felder anzulegen und landwirtschaftliches Wissen unter den Menschen zu verbreiten.

M: Viele Getreidesorten wie der Roggen sind im Mittelalter als anspruchslose und ertragreiche Kulturpflanzen entdeckt worden. Dabei ist der Roggen nicht, wie die meisten anderen Getreidearten, als Nutzpflanze eingeführt worden, sondern wurde als Unkraut eingeschleppt. Er fand hier so gute Bedingungen, dass er in den Feldern überhandnahm, sich der Bearbeitung und Erntemethode anpasste, immer dickere Samen entwickelte und schließlich als Brotfrucht von den Menschen angebaut wurde. Hafer wurde in erster Linie als Pferdefutter angebaut und wird deshalb der Treibstoff des Mittelalters genannt. Die verschiedenen Getreidesorten wurden intensiv verwertet: für Mehlerzeugung und Ölgewinnung, aber wie beim Lein auch als Faserpflanze.

Übrigens: Am Feldfruchtgarten steht das ehemalige Pumpenhaus. Hier hat die Klostergärtnerin ihren Arbeitsraum. Auf dem Schornstein leben regelmäßig Störche, in der Zeit von Ende April bis August.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow