Station: [20] Nabatäische Figurinen


Zahlreiche kleine Figuren aus gebranntem Ton traten in Petra und seiner Umgebung zutage. Leider sind bei den meisten dieser tier- oder menschengestaltigen Figuren die Fundumstände unbekannt, wodurch eine zeitliche Einordnung oder Entwicklung der Terrakotten erschwert wird.

Deren Herstellung lässt sich jedoch gut rekonstruieren: Ein Großteil der Figurinen wurde mittels Matrizen gefertigt. Dabei wurde frischer Ton in eine Form aus Gips oder Ton gedrückt. Dies ermöglichte serielle Produktionen in großer Menge, erschwert heute aber die Datierung: Denn von einem Prototyp konnten immer wieder Abdrücke erstellt werden, ohne dass sich die Vorlagen wesentlich änderten.

Die menschengestaltigen Terrakotten scheinen orientalisch inspiriert zu sein, wie ein unbekleideter Knabe mit einem Granatapfel und einem Anhänger in Form einer Mondsichel oder eine weibliche Gottheit, die auf einem Schemel thront. Eindeutig ägyptischer Einfluss liegt den Figurinen von Isis zugrunde.

Erstaunlicherweise überwiegen bei den Funden aber tiergestaltige Figurinen, vor allem Dromedare und Pferde ohne Reiter. Es handelt sich dabei um Typen, die außerhalb des nabatäischen Reiches nicht vorkommen. Besonders die Ausrüstung der Tiere ist fein gestaltet: Die Dromedare tragen gemusterte Satteldecken, geschnitzte Sattel mit Taschen und daran befestigt: Rundschild, Dolch, Schwert und Wasserbehälter. Die Pferde zeichnen sich durch sorgfältig ausgearbeitete Sattel sowie Brust- und Schweifriemen mit Schmuckbändern aus. Grabungsfunde und Zeugnisse antiker Schriftsteller belegen, dass Pferde nicht zum Alltag der Nabatäer gehörten. Dennoch sie bilden unter den Figurinenfunden die umfangreichste Gruppe. Sie können als Votivgaben von Nabatäern interpretiert werden, deren Söhne als Pferde- oder Dromedarreiter im römischen Heer dienten.