Station: [43] Menschliche Skelettreste aus Höhlen der Frankenalb


Immer wieder werden menschliche Überreste in Höhlen entdeckt, häufig zusammen mit Keramik, Schmuck, Waffen und Werkzeugen. Doch wie können diese Befunde schlüssig gedeutet werden?

Während man früher von einer Bewohnung von Höhlen ausging, denkt man heute vor allem an eine kultische Nutzung. Offensichtlich stellten Höhlen im Allgemeinen, besonders aber solche mit schachtförmigem Verlauf, für unsere Vorfahren eine Verbindung zum Jenseits dar. So dienten Höhlen und Grotten bereits in der Altsteinzeit als Bestattungsorte.

Aber auch aus späteren vorgeschichtlichen Perioden mit, wie wir meinen, feststehenden Bestattungssitten auf Friedhöfen, finden sich regelmäßig Skelettreste mit Sachfunden in Höhlen. Dabei kann es sich um die Bestattungen besonders ausgewählter Bevölkerungsgruppen handeln. Aber auch eine Verlochung von Kriegs-, Verbrechens- oder Seuchenopfern muss in Betracht gezogen werden.

Vielleicht wurden an diesen besonderen Plätzen auch Menschen einer wie auch immer gedachten Gottheit geopfert, um die Gemeinschaft vor Schaden zu bewahren und Hilfe in Gefahr zu erbitten? An den Skelettresten selbst lassen sich nur vereinzelt Spuren von Gewalt nachweisen. So hofft die Archäologie, dass neue Entdeckungen diese Fragen einer Lösung näher bringen.

Stellvertretend für über 100 Höhlen mit Skelettresten aus dem Fränkisch-Oberpfälzer Jura ist hier der Dietersbergschacht bei Egloffstein vorgestellt. Neben den Resten von über 50 menschlichen Individuen fand man bei den bereits 1928 erfolgten Ausgrabungen Beigaben von bronzenem Arm- und Haarschmuck, sogenannte „Augenperlen“ aus dreifarbigem Glas, eine Tonschale sowie eine eiserne Lanzenspitze. Tierknochen könnten als Speisebeigabe gedeutet werden – oder aber als eigenständige Opfer. Die Einbringung der Toten am Dietersbergschacht erstreckte sich nach neuen Radiokarbon-Datierungen über einen langen Zeitraum: in die Jahre von ca. 750 bis 350 vor unserer Zeitrechnung. Dies umfasst weite Teile der Hallstatt- und der Frühlatène-Zeit.