Station: [58] Die grüne Sahara


Ewiger Sand und glühende Hitze – die Sahara war nicht immer die größte Wüste der Erde!

Vor 9.000 Jahren erstreckte sich hier eine grüne Savanne. Im Laufe der Zeit verlagerten sich jedoch der afrikanische Monsun und der damit verbundene Regengürtel nach Süden. Als sich dann auch die Zugbahn außertropischer Tiefdruckgebiete änderte, entstand vor rund 4.000 Jahren innerhalb weniger Jahrhunderte das riesige Wüstengebiet. Geologische und botanische Befunde zeigen, dass diese Entwicklung in der westlichen Sahara besonders schnell ging. Die Zusammenhänge erforscht unter anderem das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg.

Die Felsgravuren in der Zentralsahara zeugen von einer Zeit, als Wildtiere und Rinder dort weideten. Die Bewohner der Region Aïr erzählen sich dazu folgende Geschichte:

Damals im Aïr, an den Anfängen der Welt oder zumindest nahe an den Anfängen der Welt, kannten die Menschen keine Sorgen. Der Aïr war das Paradies auf Erden, eine einzige fruchtbare Weide, auf der Fakrou weidete, eine Kamelstute. Fakrou ernährte alle Menschen. Jeder konnte kommen und sie melken. Ja, man erzählt sogar, dass sich die Wadis, die trockenen Flusstäler, mit Milch füllten und die Leute nur ihre Becher füllen mussten, um satt zu werden. Alle lebten allein von der Milch Fakrous.

Ein alter Mann hütete die Kamelstute. Er saß oben auf dem Berg und hatte sie immer im Blick. Eines Tages aber hatte ein Schmied großen Appetit auf Fleisch. Er fand jedoch kein Tier, das er essen konnte und so beschloss er, Fakrou zu schlachten. Während er den Alten ablenkte, töteten seine Freunde die Kamelstute. Als ein Tropfen Blut auf die Erde fiel, verwandelte sich auf einmal alles. Überall lag Fleisch und alle aßen, bis sie satt waren. Jeden Tag. Denn Milch gab es nun nicht mehr.

Eines Tages nahm eine Schmiedefrau einen kleinen Knochen, um mit ihm – einer Knochennadel – ihren Rock zu flicken, den ihr Kind im Spiel zerrissen hatte. Als sie fertig war, warf sie die Nadel zu Boden, auf das Fleisch, das da überall herumlag. In dem Moment, in dem der Knochen auftraf, verwandelte sich alles Fleisch in Stein und Kiesel. Fleisch, Milch, Weiden, alles war verschwunden. Von jetzt an begann die Zeit des Mangels, des Hungers und der Leiden unter den Bewohnern der Wüste.