Station: [61] Die Sammlung Felix Wiss


Felix Wiss wurde 1866 in Nürnberg geboren und verbrachte den Großteil seines Lebens in Costa Rica. Im Jahr 1894, mit 28 Jahren, verließ er seine Heimatstadt. Möglicherweise zwang ihn die „Gründerkrise“ von 1873 bis 1896 zur Auswanderung nach Lateinamerika. In Costa Rica angekommen, arbeitete er auf dem Landgut seines zukünftigen Schwiegervaters. Später bekam er selbst Land von der Regierung zugeteilt, auf dem er Früchte und Kaffee anbaute. Wiss durchlief viele weitere Berufe. Er war Kaufmann, Vizekonsul des deutschen Reiches für Costa Rica und Sekretär einer Bank. Seine verwandtschaftlichen Beziehungen halfen ihm vermutlich, den üblichen Maßnahmen gegen Deutsche zu entgehen und beispielsweise die Inhaftierung während der beiden Weltkriege abzuwenden.

Wiss war ein eifriger Sammler überwiegend von präkolumbischen Gegenständen, die er durch Tausch, Kauf, Schenkung oder eigene Grabung erwarb. Seine Sammlung wird auf ca. 1.900 Stücke geschätzt. Dazu zählen Objekte aus Ton, Metall, Holz und Stein, aber auch Mineralien und Tierpräparate aus Costa Rica. In den Jahren von 1903 bis 1909 schenkte er der Naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg mehr als 1.000 Objekte. Diese machte ihn dafür zu ihrem Ehrenmitglied. Prestigeerwerb oder die damalige Auffassung, einen Beitrag zur Erforschung der Menschheitsgeschichte zu leisten, könnten ihn zu dieser Schenkung ermuntert haben.

Seine Sammlung wurde lange vor dem Kulturgüterschutzgesetz von 1938 in Costa Rica und der UNESCO-Konvention von 1970 ausgeführt. Die derzeitige Herkunftsrecherche gestaltet sich schwierig. Denn Wiss hat dem Museum nur wenige Herkunftsangaben übermittelt, außerdem wurden seine Grabungen nicht dokumentiert. Das Material stammt zwar überwiegend aus der Hochlandzone, aber auch Objekte der beiden anderen Regionen Diquís und Nicoya sind vertreten.