Schatz entdeckt! Der verschollene Planschatz der Mecklenburger Herzöge

Wann bekommt man schon einmal einen richtigen Schatz zu sehen? Gerade in diesen Tagen im Staatlichen Museum Schwerin.

Als die Kunsthistorikerin Sigrid Puntigam vor acht Jahren in der mecklenburgischen Landesbibliothek einen unscheinbaren Pappkarton öffnete, traute sie ihren Augen kaum: Über 500 unbekannte Architekturzeichnungen strahlten ihr da entgegen: Entwürfe, Pläne, Skizzen und auch Drucke. Die Blätter waren alle zwischen 1700 und 1800 entstanden und dann in Vergessenheit geraten.

Sigrid Puntigam rieb sich die Augen, holte Spezialisten und Forscher mit ins Boot und sichtete diese ungeheuren Mengen an historischem Material. Dank ihres unermüdlichen Engagements um den Planschatz sind dessen Highlights jetzt in einer Sonderausstellung des Staatlichen Museums Schwerin zu sehen. Sie zeigen, wie eifrig das kleine Herzogtum Mecklenburg-Schwerin darauf bedacht war, auf der Bühne der ganz großen europäischen Architektur mitzuspielen. Denn im Barock ging nichts ohne Repräsentation. Und wenn man schon politisch eher unbedeutend war, so wollte man zumindest kulturell ganz vorne mit dabei sein. Die Schweriner Herzöge holten also internationale Stararchitekten an den Hof (deren Zeichnungen nun wiederentdeckt wurden). Sie ließen sich Pläne aus befreundeten Nachbarländern kommen (um ästhetisch auf dem Laufenden zu bleiben). Und sie reisten selbst in halb Europa umher (um zu sehen und gesehen zu werden).

Der Zeichnungen des Planschatzes erzählen die Geschichte des barocken Mecklenburg aus einem neuen Blickwinkel: von der Erbauung des prächtigen Schlosses Ludwigslust über Herrenhäuser und Universitätsgebäude bis hin zu alltäglichen Funktionsbauten wie Mühlen und Scheunen. Und sie zeigen, dass sich die Herzöge des 18. Jahrhunderts nicht auf dem Talent ihrer Architekten ausruhten: Sie legten selbst Hand mit an, sie entwarfen, verwarfen, regten an und gestalteten so die Bauten ihres Landes in erheblichem Umfang mit.

So kann man an einem besonders liebevoll präsentierten Schautisch dem Herzog und seinem Architekten beim gemeinsamen Planen über die Schulter schauen. Fast vermeint man, die beiden im architektonischen Fachgespräch zu belauschen!

Den Wert des Planschatzes erkannte auch die Nachfahrin der Mecklenburgischen Herzöge und erhob noch am Tag der Ausstellungseröffnung Anspruch auf die wiedergefundene Sammlung. Ob das rechtens ist, wird das Verwaltungsgericht Greifswald zu entscheiden haben. Die Ausstellung, die noch bis zum 10. Juni zu sehen ist, ist zwar nicht in Gefahr. Doch vielleicht ist es für den normalen Besucher die erste und letzte Gelegenheit, diese historischen Architekturschätze zu bewundern?

 

Das Staatliche Museum Schwerin war Aussteller beim Museums-Gemeinschaftsstand MUSEUMSWELT auf der diesjährigen ITB. Der Stand wurde von museum.de organisiert.

Photos: © Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern

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