Station: [10] Nonnenchor und Orgelempore


Weiße Wände, geometrische Formen, Übersichtlichkeit: Die Schlichtheit des Kirchenraums ist Programm bei den Zisterziensern.

Dennoch hatte die Heiligengraber Stiftskirche nicht immer eine so übersichtliche und sachliche Gestalt. Haben Sie beispielsweise die waagerechten Vorsprünge bemerkt, die auf halber Höhe die beiden Längswände entlanglaufen? Auf ihnen ruhte noch bis ins frühe 18. Jahrhundert hinein eine riesige Empore, die den Gesamteindruck des Kirchenschiffs deutlich beeinflusste.

Dieses Zwischengeschoss wurde „Nonnenchor“ genannt und war nur über die Abtei zugänglich: durch die heute holzverkleidete Tür oben in der Wand. Von dieser massiven Empore aus folgten die Nonnen dem Gottesdienst, unsichtbar für die Gemeinde zu ebener Erde.

Die Orgel im hinteren Bereich stammt aus der Werkstatt von David Baumann und angeblich soll sogar Johann Sebastian Bach ihren Klang getestet haben! Sie wurde im Jahr 1725 erbaut, denn wenige Jahre zuvor hatte eine Katastrophe das Stift heimgesucht: 1719 vernichtete ein Brand große Teile der Abtei und nahezu die gesamte mittelalterliche Ausstattung der Kirche. 

Die Fenster an der Längswand des Kirchenschiffs stifteten Damen des Konvents im 19. Jahrhundert. Und die drei farbenfrohen Fenster im Chor wurden 1960 nach Entwürfen der Berliner Künstlerin Inge Pape gefertigt. 

Der heutige Flügelaltar ist eine Leihgabe aus der Berliner Marienkirche und stammt ursprünglich aus dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Franziskanerkloster in Berlin. Er zeigt im Mittelschrein eine Maria im Strahlenkranz – die oberste Patronin der Zisterzienser. 

Vergessen Sie nicht, auch einen Blick nach oben in die Gewölbe zu werfen. Hier können Sie die erst vor wenigen Jahren freigelegten Malereien aus der Mitte des 15. Jahrhunderts bewundern!

Abbildung 1 © Hagen Immel
Abbildung 2 © Hagen Immel
Abbildung 3 © Dietmar Rabich
Abbildung 4 © Hagen Immel