Station: [13] Zauberzettel eines Schatzsuchers
Das große Papierstück in der Vitrine zeigt eine Anordnung von Buchstaben in verschiedenen Leserichtungen sowie die magischen Symbole Sonne, Mond und Stern. Indem ein Pendel oder eine Wünschelrute über den Zettel gehalten wurde, sollte wie von unsichtbarer Hand eine Botschaft diktiert werden. Der Zauberzettel stammt von Joseph Hoßmann aus Sernatingen bei Ludwigshafen. Im Februar 1741 wurde er von einem Amtmann beschuldigt, als Schatzgräber und Geisterbeschwörer tätig zu sein. Bei seinem Verhör erzählte Hoßmann eine ungewöhnliche Lebensgeschichte. Er sei als Kind in der Türkei gefangen genommen und einem Baron geschenkt worden. Nach seiner Taufe habe er als Soldat gedient, sei verwundet worden und lebe nun von Klosteralmosen und dem Verkauf von Heilkräutern. Zeugenaussagen zeichneten jedoch ein anderes Bild. Demnach habe Hoßmann behauptet, verborgene Schätze herbeizaubern zu können, und dafür Geld verlangt. Der entscheidende Beweis kam bei seiner Verhaftung ans Licht. Man fand bei ihm Zauberzettel und Abschriften magischer Rituale.Die Justiz sah darin einen Betrugsversuch. Oft verlangten Schatzsucher hohe Vorauszahlungen für ihre Rituale, verschwanden dann aber mit dem Geld. In solchen Fällen blieben Gräber meist unberührt. Dennoch prägte die Verbindung von Magie, Geistern und verborgenen Schätzen über Jahrhunderte die Vorstellung vom Grabraub. Für Hoßmann endete die Sache glimpflich. Er wurde unter Androhung harter Strafen des Landes verwiesen. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt.