Station: [7] Julia Sinsheimer


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Ein älteres Ehepaar, das freundlich in die Kamera lächelt: Es sind Leon und Julia Obermayer, die Eltern von Arthur Obermayer, dem Mitbegründer unseres Museums.

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Julia, eine geborene Sinsheimer, erblickte im Jahr 1900 in New York City das Licht der Welt. Ihr Vater Joseph Sinsheimer wurde 1869 in Creglingen geboren, ihre Mutter Helmine Oberndörfer im selben Jahr in Archshofen. Beide wanderten mit 16 Jahren in die USA aus – unabhängig voneinander.

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1893 heirateten Joseph und Helmine in New York. Joseph arbeitete sich zu einem vermögenden Produzenten von Damenkorsetts hoch, Tochter Julia wuchs wohlbehütet bei ihren Eltern auf. Mehrmals kam sie als junges Mädchen in die Heimat ihrer Eltern zurück. Mehrere Aufenthalte in Creglingen und ein reger Postverkehr zeugen von der Verbindung, der Auswanderer mit den daheimgebliebenen Familienmitgliedern.

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Julia studierte am renommierten Teachers College der University of Columbia und arbeitete anschließend in einem bakteriologischen Labor am Mount Sinai Hospital. 1922 verliebte sie sich in Leon Obermayer, dessen Familie aus der Augsburger Gegend stammte. 1923 heirateten sie. Ihre Kinder Herman, Helen und Arthur kamen 1924, 1927 und 1931 zur Welt.

 

 

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Julia und Leon hatten zwei Leidenschaften: das Reisen und das Sammeln. Bereits seit den ersten Ehejahren stellten sie eine umfangreiche Sammlung jüdischer Ritualgegenstände zusammen. Die Sammlung kann heute in der Synagoge von Philadelphia besichtigt werden. Einige Stücke sind jedoch auch zu uns, nach Creglingen, gekommen – dank Julias Sohn Arthur Obermayer. Sie sind im Obergeschoss ausgestellt.

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Julias Onkel Rudolf Sinsheimer folgte seinem Bruder erst Anfang der 1940er Jahre in die USA. Zuvor hatte er das Pogrom vom 25. März 1933 miterlebt, um das es in unserer nächsten Station gehen wird.

 

Foto: © Familie Obermayer