Station: [98] Außenstation: Jüdischer Friedhof Creglingen


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Die Ehrerweisung gegenüber den Toten ist eine wichtige Pflicht im Judentum. Denn hier, in ihren Gräbern, warten die Verstorbenen auf die Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten. Der Creglinger Friedhof bestand mehr als 300 Jahren lang und diente den jüdischen Gemeinden der damals eigenständigen Orte Creglingen, Craintal und Archshofen als letzte Ruhestätte.

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Auf der linken Seite erstreckt sich der alte Teil des Friedhofs auf hügeligem Gelände. Auf der rechten Seite befindet sich der Erweiterungsteil, mit den Gräbern des 19. und 20. Jahrhunderts.

Viele Persönlichkeiten, die Sie vielleicht schon von Ihrem Besuch des Jüdischen Museums Creglingen kennen, haben hier ihre letzte Ruhe gefunden: der Oberlehrer Josef Pressburger beispielsweise oder die Opfer des Pogroms vom 25. März 1933: Hermann Stern, Arnold Rosenfeld und Peppi Sinsheimer.

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Jahrhundertelang waren die Grabsteine nur mit hebräischen Buchstaben beschriftet. Der erste Grabstein, der deutsche und hebräische Schrift kombiniert, stammt aus dem Jahr 1854. Knapp 40 Jahre später, 1892, beschloss die Jüdische Gemeinde, den hölzernen Lattenzaun, der ihren Friedhof umschloss, durch eine massive Begrenzung zu ersetzen.

Eine zunächst geplante eiserne Umzäunung wurde verworfen, da sie den „Lärm und das Treiben der Lebenden“ bis zu den Toten vorließe und die Totenruhe nicht gewährleiste. Schließlich entstand die 293 Meter lange Mauer, die bis heute den alten und neuen Friedhofsteil umschließt.

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Im Dritten Reich werden viele der gusseisernen Verzierungen oder Grabgitter herausgerissen, da man Metall für die Kriegsproduktion brauchte. 1943, als bereits keine Juden mehr in Creglingen leben, wird der Friedhof an die Stadt Creglingen zwangsverkauft. Heute ist die Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs Eigentümerin des Geländes, die Stadt Creglingen ist für dessen Erhaltung und Pflege zuständig.

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Der Friedhof ist nicht nur ein historisches Zeugnis jüdischen Lebens in Creglingen. Er wird auch heute noch von den Nachfahren der jüdischen Familien besucht.

Den Schlüssel erhalten Sie bei der Stadtverwaltung Creglingen oder sonntags zwischen 14:00 und 17:00 Uhr im Jüdischen Museum Creglingen.

 

Foto: © Martin Heuwinkel