Station: [3] Voigtländer: Erste Spiegelreflexkamera (L1)


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Kurz nach dem Jahr 1900 kommt Schwung in die Fotografie: Die ersten Spiegelreflexkameras erobern den Markt. Auch die Kamera der Firma Voigtländer aus dem Jahr 1908 wendet diese neue, revolutionäre Technik an:

Bis dahin war die Fotografie eine ziemlich statische Angelegenheit. Die damals üblichen Plattenkameras konnten nur mit einem Stativ betrieben werden. Nach Ausschnittsbestimmung und Scharfstellen verlangten sie eine ganze Reihe von Handgriffen: das Auswechseln der Mattscheibe, das Einstecken der Platte, das Betätigen des Schiebers. Die Kamera durfte dann nicht mehr bewegt werden.

Die neuen Spiegelreflexkameras nun machen diese zeitraubenden Handgriffe überflüssig. Das System ist einfach und genial: Ein hochklappbarer Spiegel im Innern des Apparats projiziert das Motiv durch das Objektiv auf die Mattscheibe des Suchers.

Die Mattscheibe muss nicht mehr gegen eine Negativplatte ausgetauscht werden, es genügt, den Spiegel hochzuklappen und den Verschluss zu öffnen – und die Lichtstrahlen erreichen den Film. Der Fotograf kann also unmittelbar aufnehmen, was er sieht – ohne dass der Fotografierte so lange erstarren und abwarten muss, bis alle Handgriffe ausgeführt sind.

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Mit den Spiegelreflexkameras hielt auch das berühmte Knöpfchen Einzug in die Fototechnik. Bei dieser Voigtländer ist es zwar noch ein Messinghebel an der rechten Außenseite des Kastens. Doch das Prinzip ist dasselbe: Hatte man den Bildausschnitt bestimmt, brauchte man zum Auslösen nur noch den Hebel zu drücken, schon klappte der Spiegel hoch und durch den Schlitzverschluss wurde die Fotoplatte belichtet.

In Bruchteilen von Sekunden war das Foto nun im wahrsten Sinne des Wortes „geschossen“. Der Schnappschuss und das Fotografieren „aus der Hand“ waren geboren!