Station: [30] Crass-Trickfilmanlage


F:

Haben Sie sich auch immer gefragt, wie der Pumuckl auf Meister Eders Werkbank herumhüpfte, also wie die animierte Zeichnung in den Spielfilm kam?

M:

Hier ist die Antwort! Auf solch einer Trickfilmanlage der Berliner Firma Crass können Filmbilder mit Zeichentrickszenen versehen werden.

F:

Unter dem Tisch sehen Sie einen Filmprojektor und einen Spiegel in einem schwarzen, abgeschrägten Koffer. In einem größeren Studio würde der Projektor weit rechts vom Tisch stehen. Die vorab gedrehten Filmbilder würden auf den Spiegel projiziert, der sie von unten auf die Mattscheibe des Arbeitstisches wirft. Hier werden nun die auf Folie gezeichneten Trickfiguren – beispielsweise der Pumuckl – eingefügt. Über dem Tricktisch hängt kopfüber eine Kamera – wahlweise für 16- oder 35-Millimeter-Film. Nun muss jedes einzelne Bild des bereits fertigen Films projiziert, mit einer Zeichenfigur ergänzt und dann zusammen abfotografiert werden. So entsteht jeweils aus einem Filmbild und einer Zeichnung ein neues Foto, das dann mit 24 Bildern in der Sekunde abgespielt den flüssig animierten Film ergibt.

M:

Die Pumuckl-Filme sind also eigentlich zwei Mal gedreht worden: einmal in der Kulisse mit den echten Schauspielern, und dann Bild für Bild noch einmal an einem solchen Tricktisch.

F:

Unser Exemplar stammt aus einem Studio des WDR in Köln und wurde Anfang der 90er Jahre ausgemustert und durch digitale Technik ersetzt. Stephan Scholzen, der jahrelang mit diesem Gerät gearbeitet hatte, sicherte sich die Apparatur für sein privates Trickfilmstudio. Er produzierte noch einige Jahre für die Sendeanstalt und für Werbefirmen Trickfilme und übergab das Gerät schließlich der Sammlung Kurt Tauber und somit dem Deutschen Kameramuseum.

M:

Vor der Eröffnung des Museums baute Scholzen seinen einstigen Arbeitsplatz in mühevoller Kleinarbeit wieder auf und passte ihn an die räumlichen Gegebenheiten an. Am Eröffnungstag führte er die Anlage vor und erbrachte den Beweis: Wenn man wollte, könnten hier und jetzt noch ein paar Pumuckl-Folgen nachproduziert werden.